zum Hauptinhalt

Berlin: Ärztestreik: Bildung statt Behandlung Medizinerprotest

dauert noch bis Freitag

Rund 600 Berliner Ärzte ließen sich gestern bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) weiterbilden, statt ihre Praxis zu öffnen. Auch andere Mediziner hatten geschlossen. So wird es auch heute und morgen gehen. Hartmannbund und das Bündnis Berliner Kassenärzte haben zu Aktionen gegen die geplante Gesundheitsreform aufgerufen. Die Organisationen rechnen damit, dass sich 40 bis 50 Prozent der 6200 niedergelassenen Mediziner beteiligen werden. Manche Praxen schließen komplett, andere nur für einen Tag oder bieten stundenweise Notdienst an. Besondere Kritik üben Mediziner aus allen Sparten an der Budgetierung für Arzneimittel. Zudem werde die Abrechnung immer komplizierter. Auch fürchten sie Einschränkungen bei der freien Arztwahl. Ein Allgemeinmediziner aus Hohenschönhausen klagt darüber, dass seit Mitte der neunziger Jahre bei gleich- bleibenden Patientenzahlen seine Einnahmen um 40 Prozent gesunken sind. Die Einkommen der Berliner Ärzte liegen um 30 Prozent niedriger als die ihrer Kollegen in Bayern oder Baden-Württemberg, sagt Stephan Bernhardt vom Kassenärzte-Bündnis.

Die Patienten haben sich anscheinend gut auf die Praxisschließungen eingestellt – so wie bei Aktionen im vergangenen Jahr. Bei der Patientenbeauftragten des Senats gab es bis zum Nachmittag keine Beschwerden. In den Rettungsstellen der Krankenhäuser wurde kein verstärkter Andrang registriert. „Es war nicht mehr Betrieb als sonst“, hieß es in der Pressestelle des Klinikkonzerns Vivantes über die Rettungsstellen beim Kreuzberger Urban-Krankenhaus und dem Klinikum im Friedrichshain. Bei den Kassen gab es nur vereinzelt Nachfragen. Der kassenärztliche Bereitschaftsdienst hatte gestern bis zum frühen Nachmittag 147 Einsätze; das sind 40 Prozent mehr als an normalen Wochentagen.

Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linkspartei) äußerte zwar Verständnis für die Protestaktionen, wies aber darauf hin, dass die KV verpflichtet sei, die ärztliche Versorgung sicherzustellen. Sie werde „sehr genau“ beobachten, ob sie dem auch nachkommt. „Rechtsverletzungen werde ich dabei auf keinen Fall dulden“, sagte Lompscher. Der Protest dürfe nicht auf dem Rücken der Patienten ausgetragen werden. sik

Der ärztliche Bereitschaftsdienst ist unter 31 00 31 zu erreichen.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false