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Berlin: Airline-Direktor Eray Kurt

Ein Gentleman sitzt mir gegenüber in seinem bevorzugten türkischen Restaurant – groß, schmaler Kopf, elegante Kleidung. Englisch ist unsere Sprache.

Ein Gentleman sitzt mir gegenüber in seinem bevorzugten türkischen Restaurant – groß, schmaler Kopf, elegante Kleidung. Englisch ist unsere Sprache. Er stammt aus einem Unternehmerhaushalt, der Vater war Akademiker. 2004 hat Eray Kurt die Vertretung von Turkish Airlines in der deutschen Hauptstadt übernommen. Vorher war er für seine Fluglinie schon viel in der Welt unterwegs. Drei Jahre war er ihr Direktor in Bukarest, danach vier Jahre in Moskau.

Zwei schwierige Missionen, die er so erfolgreich bewältigte, dass man ihn 2002 ins Head–Office nach Istanbul holte. Die noch staatseigene Firma brauchte einen erfahrenen und fleißigen Kopf wie ihn, den studierten Ingenieur und Master of Business Administration.

Vieles ist seitdem bei seiner Gesellschaft verändert und verbessert worden. Mit 133 Destinationen in allen Teilen der Welt und 103 Flugzeugen ist sie heute ein so bedeutender Spieler im internationalen Luftverkehr, dass die Lufthansa sie jüngst eingeladen hat, der Star Alliance beizutreten. Üblich sei es, so Kurt, sich dort zu bewerben.

Er liebe seine Company, erzählt er. Das sei fast eine Art „madness“ - Verrücktheit. Ein Grund: Turkish Airlines sorge in ganz besonderem Maße für ihre Angestellten. So zahlt sie zum Beispiel die Ausbildung von Kurts Tochter.

In Berlin, der Stadt mit einer ganzen türkischen Großstadt in ihren Mauern, arbeitet und lebt er gerne. 18 Mitarbeiter haben sie hier, zwei davon Deutsche. Die Zahl der Passagiere hat er von 80 000 im Jahr 2003 auf 170 000 im letzten Jahr steigern können. Der Umsatz hat sich gar verdreifacht. Seine Landsleute machen dabei je nach Saison 40 bis 60 Prozent aus. Sie fliegen von Tegel und Schönefeld zu insgesamt fünf Destinationen in der Türkei, eigentlich ohne Konkurrenz.

Mit Deutschland und den Deutschen hat der so höfliche Kurt – der Name bedeutet auf Türkisch Wolf – nicht nur freudige Erlebnisse gehabt. Seine Frau beispielsweise, eine anerkannte Wissenschaftlerin von der Boston University in Istanbul, die gerne in Berlin arbeiten würde, bekomme in den ersten fünf Jahren ihres Lebens in Deutschland per Gesetz keine Arbeitserlaubnis. Viele Vorurteile belasteten noch die Beziehungen zwischen den Menschen aus seinem und dem von ihm so geschätzten Gastland.

Wie er zum Beitritt der Türkei zur EU stünde?, frage ich zum Schluss. Die EU sei sehr hilfreich als Modell, um die Modernisierung der Türkei voranzutreiben. Aber, so sagt er, „wenn die EU uns akzeptiert, dann brauchen wir sie nicht mehr“.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels

Eray Kurt (42), geboren in Adana in der Türkei, ist der Direktor der Turkish Airlines in Berlin. Der frühere Volleyballprofi ist heute ein begeisterter Tennisspieler – wenn dafür Zeit bleibt.

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