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Berlin: Airport-Chaos: 63 Flüge ausgefallen oder verspätet

Warnstreik legte Tegel und Schönefeld lahm. Heute soll der Flugverkehr wieder planmäßig laufen

Auf den Flughäfen Berlins liefen nervöse Passagiere zwischen all ihren Koffern herum, viele reden hektisch in ihr Handy, andere suchten nach alternativen Reiserouten. Für die einen sollte es der letzte Arbeitstag der Woche sein, für andere der Start in ein Urlaubs-Wochenende. Doch dann kam es ganz anders.

Ein erneuter Warnstreik des Bodenpersonals in Tegel und Schönefeld ließ zahlreiche Fluggäste am Freitag verzweifeln: Ihre Flüge fielen aus oder starteten erst mit erheblicher Verspätung. Insgesamt 63 Flüge waren betroffen.

In Tegel mussten nach Angaben der Flughafengesellschaft sieben Flüge gestrichen werden – unter anderem die von Lufthansa nach Stuttgart, von Alitalia nach Mailand und von Air France nach Paris. Auch Air Berlin war betroffen. Auf dem Flughafen in Schönefeld konnte die Easyjet-Maschine nach Riga nicht abheben; sie blieb am Boden.

Zudem konnten in der Zeit von 5 Uhr bis 8.35 Uhr Maschinen in Tegel teilweise erst mit mehrstündiger Verspätung starten, sagte Sprecher Eberhard Elie. In Schönefeld mussten 20 Maschinen vorwiegend vom Billigflieger Easyjet längere Zeit am Boden bleiben. Während sich der Verkehr in Schönefeld am Nachmittag wieder normalisierte, konnte Tegel erst in den Abendstunden zum Normalbetrieb zurückkehren. Alles in allem hätten sich die Streichungen jedoch in Grenzen gehalten, sagte der Sprecher. Er ging davon aus, dass ab Sonnabend alles wieder planmäßig laufen werde.

Doch am Freitag herrschte erst einmal vor vielen Schaltern großes Chaos. Wo es ging, buchten die Fluggesellschaften ihre Passagiere auf andere Maschinen um. War dies nicht möglich, hatten die Fluggäste Pech. Wer nicht noch auf die Bahn oder auf einen Mietwagen ausweichen konnte, musste seine Reise gleich ganz verschieben.

Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi hatten etwa 300 Mitarbeiter der Globe Ground an den Abfertigungsschaltern und bei der Gepäckbeförderung am Morgen für rund drei Stunden die Arbeit eingestellt. Sie protestierten gegen die Pläne ihres Arbeitgebers, das Einkommen um etwa 20 Prozent zu kürzen. Das Unternehmen steckt tief in den roten Zahlen und will deshalb die Personalkosten senken. Wie Verdi mitteilte, hätten die Mitarbeiter der Frühschicht jedoch nach dem Warnstreik ihre Arbeit wieder aufgenommen. Die Aktion sollte ein Signal an die Arbeitgeber für die Fortsetzung der Gespräche am Montag sein, sagte der zuständige Verdi-Vertreter Michael Walter.

Die Tarifgespräche für die Firmen Globe Ground Berlin (GGB) und GroundService International (GSI) liefen bereits seit Monaten erfolglos. Verdi führt nach eigenen Angaben Notlagen-Tarifverhandlungen, um die Insolvenz der Unternehmen abzuwenden und den Verlust von rund 1600 Arbeitsplätzen in Tegel und Schönefeld zu verhindern. Seit Monaten drohen die Arbeitgeber Walter zufolge mit der Insolvenz oder einem Verkauf und der Ausgliederung von Betriebsteilen, wenn die Gewerkschaft nicht Lohneinbußen von rund 20 Prozent zustimmt.

Globe-Ground-Geschäftsführer Bernd Hildenbrand bezeichnete den Warnstreik dagegen als „unverantwortlich und unangebracht“. Er koste das wirtschaftlich angeschlagene Unternehmen Geld und belaste die Kundenbeziehungen. Von Lohndumping könne keine Rede sein. Die Gehälter der Mitarbeiter lägen im Durchschnitt 30 Prozent über denen der Wettbewerber. Diese Gehaltsstrukturen aus einer Zeit, in der Globe Ground Berlin noch Monopolist war, müssten den veränderten Marktbedingungen angepasst werden. Andernfalls habe das Unternehmen keine Chance im Wettbewerb. (mit ddp)

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