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Berlin: Akademie der Künste: Die Rückkehr des verlorenen Kopfes

Die Odyssee des marmornen Königkopfes beginnt am 18. März 1945.

Die Odyssee des marmornen Königkopfes beginnt am 18. März 1945. An diesem Tag wird er durch das Bombardement der Akademie der Künste im Kronprinzenpalais von der Statue Friedrichs I. abgetrennt. Den Torso verwandelt der Einschlag vermutlich in Splitter und Staub. Der Kopf aber wird später aus den Trümmern gerettet und gelangt in die Skulpturengalerie im Ostteil der Stadt. Lange bleibt er unerkannt, denn die Dokumente, mit denen das Fragment hätte identifiziert werden können, lagern im Archiv der Königlich-Preußischen Akademie im Westen. Erst im Jahr 2000, im Zuge der Vorbereitungen des Preußenjahres, erinnerte man sich wieder des im Depot ruhenden Jubilars. Gestern wurde der Kopf Friedrichs I. feierlich zurückgegeben an das Institut, das der König 1696 gegründet hatte: György Konrád, Präsident der Akademie der Künste, nahm ihn entgegen von Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Die beiden Präsidenten hatten Spannendes zu berichten. Denn wer die Statue erschaffen hatte, und wann genau, das war immer unbekannt gewesen. Wie Spürhunde hatten im vergangenen Jahr Kunsthistoriker ihrem Ursprung hinterher geforscht. Im Dezember schließlich entdeckten sie im Geheimen Staatsarchiv Dokumente, die Aufschluss geben über den Erschaffer: Ein Künstler namens Lafleur sei es gewesen, schreibt am 7. Mai 1791 der bekannte Berliner Bildhauer Johann Gottfried Schadow in einem Gutachten über den marmornen König, den er restaurieren sollte. Schadow beschreibt auch den verloren gegangenen Körper: Sechs Fuß hoch, in der rechten Hand ein mit einem Adler verzierter Kommando-Stab, in römischer Tracht mit einer großen Perücke. Wie die Wissenschaftler herausfanden, soll Lafleur die Statue versetzt haben. Friedrich II. erwarb sie schließlich und übergab sie Schadow. Jener schlug vor, sie im Treppenhaus der Akademie der Künste aufzustellen. Außerdem, so die Wissenschaftler, ist der Kopf älter, als angenommen: Er entstand nicht als Abbild von König Friedrich I. um 1705, obwohl der Lorbeerkranz auf dem Hinterkopf zuerst darauf hinwies, sondern bereits um das Jahr 1697, als Friedrich I. noch der ehrgeizige Kurfürst Friedrich III. war. Bis zum 5. August ist der doppelkinnige Königs-Kopf noch im Schloss Charlottenburg zu sehen. Im Sommer 2002 wird er im Neubau der Akademie der Künste am Pariser Platz einen Ehrenplatz erhalten.

rcf

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