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Berlin: Akademie der Künste ist zu teuer – und zu klein

Neuer Ärger am Pariser Platz: Für Technik-Ausstattung fehlt Geld. Große Veranstaltungen müssen am Standort Tiergarten bleiben

Eigentlich hätten die Arbeiter schon seit knapp zwei Jahren fertig sein sollen. Doch an der Akademie der Künste am Pariser Platz wird immer noch gebaut. Ein Ende ist allerdings in Sicht. Am 27. Mai kommenden Jahres, gut fünf Jahre nach dem ersten Spatenstich, soll der markante Bau mit der Glasfassade neben dem Hotel Adlon im Rahmen der alljährlichen Mitgliederversammlung der Akademie übergeben werden. Doch statt einhelliger Freude herrscht vor allem Katerstimmung: Über 56 Millionen Euro wird der Bau das Land Berlin kosten; 38 Millionen waren einst veranschlagt. Damit nicht genug. Das Geld reicht nicht, um einen Multifunktionssaal im Innern herzurichten. Er bleibt zunächst als Rohbau liegen.

Die Akademie versucht derzeit den Bund zu motivieren, das nötige Geld locker zu machen, um den Saal – intern „Black Box“ genannt – mit Stühlen und Technik auszustatten. Der Bund soll nach dem Willen des Bundestages die Trägerschaft der Kultur-Institution von Berlin übernehmen. Die Akademie hat darüber hinaus noch weitere Wünsche an den Bund. Ist der Umzug an den Pariser Platz vollzogen, soll das Akademie-Gebäude am Hanseatenweg saniert werden. Die größten Veranstaltungen der Akademie müssen nämlich auch künftig in Tiergarten und nicht am viel repräsentativeren Pariser Platz stattfinden.

Im Neubau sind die Ausstellungsräume nämlich nur 500 Quadratmeter groß, am Hanseatenweg sind es 2000 Quadratmeter. Auch der spektakuläre Plenarsaal für Diskussionen und Vorträge am Pariser Platz ist deutlich kleiner. Er fasst nur 300 Menschen. In Tiergarten ist für 700 Gäste Platz. „Es ist der Öffentlichkeit sicherlich nicht einfach vermittelbar, dass wir zwei Standorte behalten werden“, sagt Akademie-Präsidialsekretär Hans Gerhard Hannesen, „aber der Neubau ist einfach nicht groß genug.“

Rund 15000 Quadratmeter Nutzfläche stehen am Pariser Platz zur Verfügung. Einziehen werden alle sechs Sektionen der Akademie mit ihren Sekretariaten und einem Zentral-Archiv. Für das Archiv sind vier Etagen im Keller des Neubaus reserviert. Am Hanseatenweg werden die „Junge Akademie“, die Projektgruppen der verschiedenen Ausstellungen, sowie die Redaktion der akademieeigenen Zeitschrift „Sinn und Form“ ihre Büros haben. Neben den beiden zentralen Gebäuden wird die Akademie noch zwei Archiv-Gebäude am RobertKoch-Platz und an der Luisenstraße sowie das Brecht-Haus behalten. Alle anderen derzeitigen Standorte, die zum Teil gemietet sind, gibt die Akademie auf.

Der Zeitplan bis zur Eröffnung am Pariser Platz sieht jetzt so aus: Am 21. Januar soll der Bau offiziell von der Stadtentwicklungsverwaltung an die Kulturverwaltung und damit an die Akademie als neuen Hausherrn übergeben werden. Drei Wochen, bevor der Präsident einziehen wird, soll das leere Haus im Rahmen von Tagen der offenen Tür für die Öffentlichkeit zu sehen sein. Und dabei wird sich das staunende Publikum immer wieder fragen: Warum hat das so viel Geld gekostet?

Nach einer internen Ursachenanalyse der Stadtentwicklungsverwaltung sind es vor allem drei Posten, die für die Baukostenexplosion verantwortlich sind. Rund 8,4 Millionen Euro musste das Land nach der Kündigung des Generalunternehmers aufbringen, weil die Kalkulationen aus Sicht der Verwaltung hinten und vorne nicht stimmten. Knapp vier Millionen Euro mussten für Gutachter, einen neuen Projektsteuerer und für geänderte Planungen ausgegeben werden, weil eine Reihe von Arbeiten nicht so ausgeführt worden waren, wie es vereinbart gewesen sein soll. Und noch einmal 2,4 Millionen muss das Land zahlen, weil die Honorare für die Bauleitung und die Ingenieure proportional zu den höheren Baukosten gestiegen sind.

„Vertragsrechtlich sind in der Vergangenheit Fehler gemacht worden“, sagt Michael Réthy von der Stadtentwicklungsverwaltung. Er spricht es gelassen aus. Er hat das Projektmanagement am Pariser Platz übernommen, als die Katastrophe perfekt war. Senat und Ex-Generalunternehmer klagen derzeit gegeneinander. Der inzwischen insolvente Bauunternehmer macht Forderungen von über 12 Millionen Euro gegen das Land geltend. Dem stehen nach Verwaltungsangaben Forderungen des Landes in doppelter Höhe gegenüber. Das klingt nach einem Vergleich. Und nach zusätzlichen Kosten.

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