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Berlin: Akademie der Künste verschlingt noch mehr Geld

Parlament genehmigte weitere 11 Millionen Euro für den Neubau

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die Akademie der Künste, der spektakuläre Neubau am Pariser Platz, wird immer teurer. Ursprünglich sollte er 38,35 Millionen Euro kosten. Im März 2003 kamen 6,45 Millionen Euro hinzu. Jetzt genehmigte der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses, bisher unbemerkt von der Öffentlichkeit, weitere 11,22 Millionen Euro. SPD und PDS stimmten zähneknirschend zu, denn der fast fertiggestellte Bau soll endlich eröffnet werden. CDU, Grüne und FDP dagegen lehnten die Vorlage des Stadtentwicklungssenators Peter Strieder (SPD) ab.

Das Haus mit der Glasfassade neben dem Hotel Adlon wurde nach den Plänen des Architekten Günter Behnisch gebaut. Generalunternehmer war bis April 2003 die Firma Pegel & Sohn, die zusammen mit einer Tochter der Dresdner Bank die Grundstücksgesellschaft „Lindo GmbH & Ko. KG“ gegründet hatte. An Lindo war das Land Berlin beteiligt, um Grunderwerbssteuern zu sparen. Die Finanzierung erfolgte über ein Mietkaufmodell. Doch vor einem Jahr zerbrach diese komplizierte Konstruktion, weil sich der Senat, Lindo und der Generalunternehmer über die erheblichen Mehrkosten und eine Bürgschaft von 22 Millionen Mark nicht einigen konnten. Pegel & Sohn verließen die Baustelle, der Vertrag wurde gekündigt. Seitdem wird die Akademie der Künste in öffentlicher Trägerschaft zu Ende gebaut.

Der Landesrechnungshof hatte vor einem Jahr die Vertragsgestaltung, die Bauplanung, die Bausteuerung und Kostenkontrolle als mangelhaft kritisiert. Strieder verwies darauf, dass sein Vorgänger Jürgen Klemann (CDU) mit dem Generalunternehmer „grottenschlechte Verträge“ abgeschlossen habe, die ständige Nachforderungen ermöglichten. Der Baugrund war schwieriger als gedacht, die Brandschutzvorrichtungen reichten auf einmal nicht mehr aus, der Bau wurde laufend umgeplant. So wurde das Foyer mit einer „Luftschleieranlage“ nachgebessert, die Sicherheitstechnik ausgebaut, der Plenarsaal bekam einen Vorhang, die Schmutzwasserleitung wurde verlegt. Baumängel mussten beseitigt werden und der gekündigte Generalunternehmer will die Vertragskündigung vor Gericht rückgängig machen. Seit März 2003 musste sich der Hauptausschuss in sieben Sitzungen mit dem Akademie-Neubau befassen.

Doch erst am Mittwoch wurde die angeblich allerletzte Kostenschätzung vorgelegt: 56,019 Millionen Euro muss das Land Berlin für das „gute Stück“ am Brandenburger Tor zahlen. Einsparmöglichkeiten gibt es nicht mehr, weil der Bau zu weit fortgeschritten ist, wurde in der Senatsvorlage zugegeben. „Das sind Zustände wie bei der Topographie des Terrors“, sagt der CDU-Haushaltsexperte Alexander Kaczmarek. Das öffentliche Bau-Controlling funktioniere nicht, dem Architekten habe man nicht von vornherein Grenzen gesetzt, und es gebe Anzeichen dafür, dass sich der Generalunternehmer bei seiner Kostenkalkulation „über viele Jahre systematisch verrechnet hat“. Wenn der Senat meine, einen Teil der Mehrkosten vor Gericht noch erfolgreich einklagen zu können, „kann ich nur lachen“.

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