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Aktion am Brandenburger Tor: Video: Kollektives Kuscheln

Die 30 Teilnehmer eines Kuscheltreffs haben auf dem Pariser Platz eine gemeinsame Schmusestunde hingelegt. Die Botschaft: Wer sich Berührungen hingibt, lebt glücklicher. Das Kuschel-In als Video.

Entfernt fühlt man sich an eine Szene aus dem Roman "Das Parfüm" erinnert. Die Menge hat sich versammelt, um der Hinrichtung beizuwohnen, doch berauscht vom betörenden Duft reißen sich die Leute ihre Kleider vom Leib und starten eine Massenorgie.

Auch auf dem Pflaster des Pariser Platzes liegen umschlungene Leiber. Allerdings: Die 30 Leute haben ihre Klamotten anbehalten. Was hier auf mitgebrachten Laken und Isomatten stattfindet, ist das erste Kuschel-In Berlins.

Sex ist tabu, sie wollen nur kuscheln, sagen die Schmuseaktivisten. Ihre Botschaft haben sie auf ein Banner gepinselt: "Kuscheln macht glücklich".

Durch intensives Berühren würden Stress abgebaut und Glückshormone ausgeschüttet, sagt Rosi Doebner, die das Gruppenkuscheln vor dem Brandenburger Tor organisiert hat. Seit fünf Jahren veranstaltet die 44-Jährige regelmäßig Kuschelpartys in der Hauptstadt. Der Trend zum Kuscheln in der Gruppe kommt aus New York, wo 2004 die erste "Cuddle Party" angeboten wurde. In Berlin gibt es mittlerweile vier Veranstalter und einen Kuschelkalender im Internet.

Normalerweise trifft man sich in angemieteten Räumen, durch die Freiluftaktion sollen noch mehr Menschen zu Kuschelfreunden werden. „Wir wollen darauf aufmerksam machen, wie schön und wichtig Berührung ist“, sagt Doebner.

Tatsächlich bleiben während der 45-minütigen Streicheleinheit viele Passanten stehen, um sich das Meer aus Armen und Beinen näher zu betrachten. Die Reaktionen sind jedoch gespalten: „Kuscheln gerne, aber nicht mit wildfremden Menschen“ sagt eine Frau, und ein Teenager ist enttäuscht: „Die sind ja alle alt. Wären ein paar junge dabei, fände ich es interessanter.“

Weil die Streichelspezialisten das Publikum eifrig animieren, gesellen sich doch einige Neugierige hinzu. Ein Mittdreißiger fragt: "darf ich mich einklinken?", zieht die Schuhe aus und legt sich auf die Matte. Man empfängt ihn mit offenen Armen.

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