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Mit der Aktion wollen die Betreiber mehr Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln schaffen.

© promo

Aktion in Berlin-Kreuzberg: Bio-Company lässt Kunden Einkauf schätzen

Was ist ein Einkauf im Bioladen wert? In der Filiale Yorckstraße sollen die Kunden den Preis selbst einschätzen – und genau den Betrag zahlen.

Mineralwasser, Salzbrezel, Wein und zwei Äpfel gehen über das Kassenband. Die Anzeige an der Kasse, auf der normalerweise der Preis steht, ist abgedeckt. „Zwölf Euro“, schätzt Amanda Nina Hennie Ruh auf die Frage der Kassiererin, was ihr der Einkauf wert sei.

Der reale Einkaufspreis wäre 14,35 Euro gewesen. „Ich habe das Pfand vergessen und einen Apfel mehr gekauft als sonst“, sagt Ruh. Sie gehe täglich einkaufen und habe daher ein gutes Preisbewusstsein, führt sie aus. „Nachhaltigkeit ist mir dabei wichtig.“

Schon vor dem Betreten der Bio-Company-Filiale in der Yorckstraße weisen grüne Werbeaufsteller mit dem Slogan „Was ist es dir wert?“ auf die Aktion hin. Zwischen 14 und 18 Uhr können Kunden wie gewohnt einkaufen – und dann an der Kasse den Wert ihres Einkaufs schätzen.

„Mehr zahlen muss natürlich keiner“, sagt Bio-Company-Chef Georg Kaiser. Wer den Betrag zu hoch ansetzt, zahlt entweder den von der Kasse errechneten regulären Preis oder kann die Differenz an die Berliner Tafel spenden. Wer den Preis zu niedrig ansetzt, muss tatsächlich weniger zahlen – solange er die Aktion nicht offensichtlich ausnutzt und den Wert eines vollen Einkaufswagens auf ein paar Euro schätzt.

„Mit der Aktion wollen wir ein Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln schaffen“, sagt Kaiser, angesprochen auf das ungewöhnliche Einkaufserlebnis. Er weist darauf hin, dass in keinem anderen Land Lebensmittel im Vergleich zum Einkommen so günstig seien wie in Deutschland. Nach drei Stunden zieht Kaiser ein erstes Fazit: „Ich bin begeistert, ein Großteil unserer Kunden hat ein wirklich gutes Preisgefühl.“

Nach vier Stunden ist das Ergebnis ernüchternd

So auch Peter Möller, der den Preis für Hafer- und Dinkelflocken sowie Äpfel ziemlich exakt schätzt. „Bei einem größeren Einkauf hätte ich wohl nicht so genau geschätzt“, gibt er zu.

Vier Stunden nach Start der Aktion der Kassensturz – und die Zahlen widersprechen Kaisers erstem Eindruck. Insgesamt nutzten 132 Kunden die Kasse, an der sie den Wert ihres Einkaufs schätzen konnten. Fast zwei Drittel zahlten einen Preis, der niedriger als der reguläre war.

Als Ursache dafür nennt Kaiser den harten Preiskampf und Dumpingpreise für Lebensmittel. „Dadurch verlieren die Kunden das Gefühl für eine faire Preisgestaltung.“ Immerhin, fast 30 Prozent war der Einkauf mehr wert als der Preis, den sie normalerweise gezahlt hätten. Neun Prozent nannten einen Betrag, der in etwa stimmte.

Tim Spark

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