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Berlin: Aktion sauberer Park: Kinder rein, Hunde raus

Das Bezirksamt will eine Grünfläche in Friedrichshain für Vierbeiner sperren. Den Anstoß gab eine Elterninitiative

Sechs Jahre lang lebte Felix Harling als unauffälliger Familienvater in Friedrichshain, bevor er die Revolution anzettelte. Er ging mit seinen beiden Kindern zum Traveplatz, ließ sie im Sand des kleinen Spielplatzes buddeln, während sich auf der großen Wiese daneben die Hunde vergnügten. An den Wochenenden wird es oft eng auf dem Spielplatz: Bis zu 60 Familien hat Harling gezählt, die sich auf dem umzäunten Fleck drängen, während nebenan eine Hand voll Hunde den erst vor zwei Jahren neu gemachten Rasen pflügt – mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Es gibt nicht viele Grünflächen in dem dicht bebauten Kiez zwischen Ostkreuz, Warschauer Straße und Frankfurter Allee. Aber es gibt viele Hunde und noch viel mehr Kinder: 800 wohnen im Umkreis von fünf Gehminuten, hat Harling ausgerechnet.

Die Revolution begann im Frühjahr: Mit anderen Eltern sammelte er binnen weniger Stunden 115 Unterschriften dafür, den Traveplatz in erster Linie für Menschen zu reservieren. Die Liste haben sie Baustadtrat Franz Schulz (Grüne) überreicht. Am heutigen Donnerstag könnte die Revolution damit enden, dass Schulz nach einer Bürgerversammlung ein Hundeverbot für den gesamten Platz ausspricht – eine Premiere in Friedrichshain. „Der Stadtrat hat uns sozusagen rechts überholt“, sagt Harling, der sich nie als Hundehasser profilieren wollte. Schulz bringt ein starkes Argument zur Versammlung mit: eine bezirkseigene Ersatzfläche für die Hunde in der nahen Gürtelstraße.

Wie die Sache ausgeht, wird auch von den Mehrheitsverhältnissen heute Abend abhängen, denn noch ist nichts entschieden. Aber der Bezirk hat Pläne in der Schublade: „Wir wollen den Platz mit einfachen Mitteln umgestalten“, sagt Schulz. Für die Kinder sind ein, zwei neue Spielgeräte vorgesehen. Der Rasen soll so hergerichtet werden, dass er wieder als Liegewiese taugt und ringsum könnten Büsche und Rosen gepflanzt werden, damit die Grünfläche wieder wie ein Park aussieht. „60000 Euro haben wir vorgesehen“, sagt Schulz, der die Elterninitiative als „sehr engagiert und sehr vernünftig“ bezeichnet. Ohne den Anstoß von Harling und anderen „hätte ich mir den Traveplatz zumindest für 2004 nicht vorgenommen“.

Stattdessen hätte sich Schulz weiter nur mit seinem Versuchsballon, dem Forckenbeckplatz an der Eldenaer Straße, herumgeschlagen. Auch dort wollte der Bezirk die Hunde verbieten, begrub das Vorhaben aber nach einer Diskussion, auf der die Hundehalter zahlreich und laut protestierten.

Am Traveplatz scheinen die Mehrheiten anders zu sein; viele Anwohner stimmen den Plänen zu. Zur Diskussion sind auch die in einer Bürgerinitiative organisierten Hundefreunde eingeladen. „Viel zu hart“ findet eine Hundebesitzerin das geplante Verbot. Der Polizei käme ein Hundeverbot entgegen, denn es lässt sich leichter kontrollieren als der Leinenzwang: Bis die Beamten aus dem Auto gestiegen sind, sind längst alle Hunde angeleint. Werden sie aber in flagranti beim Betreten des gesperrten Parks erwischt, ist die Sache klar. Falls es jemand kontrolliert.

Bürgerversammlung: Do, 18.30 Uhr im Speisesaal der Grundschule, Jessnerstr. 24

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