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Berlin: Aktion Silvestermüll: Stadtreinigung schiebt Sonderschichten Zuerst werden die großen Straßen im Zentrum aufgeräumt

Falls es schneit, bleibt der Dreck aber noch länger liegen

Auf Berlins Straßen und Bürgersteigen türmt sich der Partymüll: ausgebrannte Raketen, Böllerfetzen und Sektflaschen. 240 Kubikmeter Müll hat die BSR am ersten Tag des neuen Jahres eingesammelt, trotzdem wird es noch mehrere Tage dauern, bis alle Reste der Silvesternacht verschwunden sind. Besonders schlimm sieht es in den dichtbevölkerten Innenstadtbezirken wie Neukölln, Wedding oder Friedrichshain aus, doch die Stadtreinigung wehrt sich gegen den Eindruck, sie würde einige Gegenden bis zum Schluss aussparen.

„Wir gehen nach einem festen Plan vor“, sagt BSR-Sprecher Bernd Müller. Zuerst seien die Hauptstraßen und Knotenpunkte an der Reihe, dann die Nebenstraßen in der Innenstadt und schließlich die dünner besiedelten Einfamilienhausgebiete am Stadtrand. Auf den Bezirksnamen komme es nicht an, betont Müller. Bis zu 1000 Mitarbeiter und 350 Fahrzeuge bietet die Stadtreinigung in den nächsten Tagen auf, inklusive Sonderschichten rund um die Uhr. „Wir setzen alles ein, was zur Verfügung steht“, sagt Müller. Nebenbei sammelt die BSR auch noch die rund 400000 Weihnachtsbäume ein, die die Berliner bis zum 23. Januar am Straßenrand ablegen können.

Was das Großreinemachen verlangsamen könnte: Offenbar ist dieses Silvester deutlich mehr Feuerwerk verballert worden als im Vorjahr, und auch sonst war die Party auf Berlins Straßen nach Einschätzung der BSR heftiger – oder zumindest Müll-lastiger. Die beseitigte Abfallmenge überstieg bereits am Neujahrstag das Volumen des 1. Januar 2003 um mehr als 15 Prozent. Ein bisschen wundere er sich schon über das Verhalten einiger Berliner, sagt Bernd Müller: „Einmal abgesehen von all den Raketenresten – dass auch die Sektflaschen auf der Straße stehen bleiben müssen, das verstehe ich nicht.“

Nicht nur die BSR stöhnt unter den Müllbergen; auch die private Straßenreinigungsfirma ReTec, die zum zweiten Mal fürs Aufräumen auf der zwei Kilometer langen Partymeile am Brandenburger Tor zuständig war, musste ordentlich zupacken. Geschäftsführer Oliver Kukuk schätzt, dass die rund eine Million Partygäste 25 Prozent mehr Müll produziert haben als im Vorjahr. „Das lag an den milden Temperaturen, da waren einfach mehr Leute unterwegs“, sagt Kukuk. ReTec war trotzdem gut gerüstet und am Neujahrsmorgen mit insgesamt 60 Mann im Einsatz. Der traditionelle Neujahrslauf konnte so pünktlich am sauber gefegten Pariser Platz starten. Gegen 19 Uhr war die Straße Unter den Linden schon wieder für den Verkehr freigegeben, in der Nacht dann auch die Straße des 17. Juni.

Wie schnell die ganze Stadt wieder sauber sein wird, liegt auch am Wetter. Sollte es in den nächsten Tagen Schnee oder Eis geben, geht die „Verkehrssicherungspflicht“ vor, wie BSR-Sprecher Müller das nennt. Dann sind die meisten Mitarbeiter der Stadtreinigung mit Schneeschippen oder Streuen ausgelastet; den Kehrbesen nehmen sie erst wieder in die Hand, sobald die Straßen passierbar sind. Bei großer Kälte wird auch die Beseitigung der Knallerreste schwierig, denn das rote Papier der Chinakracher friert leicht an den Pflastersteinen fest – bis zum nächsten Tauwetter. Abschrecken ließen sich die BSR-Männer aber trotzdem nicht, versichert Bernd Müller: „Mutig sind wir immer, wenn es ums Saubermachen geht.“

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