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Berlin: Aktion toter Winkel: Es bewegt sich was

Bundestag will Richtlinien für Lkw-Spiegel verschärfen. Charlottenburg geht mit gutem Beispiel voran

Von Carola Padtberg

und Annette Kögel

Im Bundestag bewegt sich etwas in Sachen toter Winkel. Am Freitag einigte sich der Verkehrsausschuss auf eine Verschärfung der europäischen Richtlinien für Lkw-Rückspiegel. So soll nun das EU-Gesetz, das erst für 2007 einen Austausch der bisherigen Weitwinkelspiegel an Lkw vorsieht, in Deutschland früher umgesetzt werden. Außerdem will man die Vorschrift nicht nur für große Sattelschlepper einführen, sondern für alle Lkw ab 3,5 Tonnen.

Auf eine Dobli-Regelung nach holländischem Vorbild allerdings wollte sich der Verkehrsausschuss nicht festlegen. „Die von uns vorgesehenen Spiegel reduzieren den toten Winkel auf ein Minimum, ähnlich wie in Holland“, sagte Franziska Eichstädt-Bohlig. Ab Herbst muss jeder Lkw-Besitzer seinen Weitwinkel-Rückspiegel durch stärker gekrümmtes Spiegelglas ersetzen. „Trotzdem bleibt der zusätzliche Dobli-Spiegel ein klein wenig besser“, gab die Bundestagsabgeordnete Eichstädt-Bohlig zu und empfahl, den Dobli zusätzlich zu montieren.

Denn erst der an der Frontscheibe von Lastern befestigte Dobli-Spiegel bietet optimale Sicht für Kraftfahrer. In Holland reduzierte der Dobli die Zahl tödlicher Unfälle um die Hälfte. Seit im März der neunjährige Dersu aus Charlottenburg im toten Winkel eines Lkw starb, gibt es in Berlin die Aktion „Weg mit dem toten Winkel“, die der Tagesspiegel unterstützt. Bisher spendeten Leser knapp 9000 Euro – das reicht für 60 Rückspiegel, die an Spediteure verschenkt werden.

Auch viele Bezirke und Berliner Betriebe wollen jetzt Dobli-Spiegel nachrüsten. Außerdem will sich die Europa-Abgeordnete Dagmar Roth-Behrendt für Dobli in Deutschland einsetzen: Für Dienstag plant sie eine Infoaktion in Kooperation mit dem Tagesspiegel und dem Technischen Hilfswerk. Ein Lkw soll nachmittags auf dem Henriettenplatz in Wilmersdorf sichtbar machen, warum der tote Winkel so gefährlich ist. Dass sich auch Kinder gezielt für Dobli-Spiegel einsetzen, zeigt die Klasse 6a der Finow-Grundschule in Tiergarten. Die Schüler übergeben am 17. Mai eines der lebensrettenden Geräte an Aktionsleiter Martin Keune. Für den Spiegel haben sie in ihrer Freizeit Spendengelder gesammelt. „Als ich die Berichte über die tödlichen Unfälle gelesen habe, hat mich das tief bewegt“, sagt Rainer Flöting. Er ist Kraftfahrer und verfolgt deswegen die Tagesspiegel-Kampagne gegen den toten Winkel. Jetzt erkundigte sich Flöting für seine Firma: Wo bekomme ich Dobli-Spiegel her? Martin Keune, Initiator der Spendenaktion, hilft Flöting weiter.

Bei den Bezirken geht Charlottenburg-Wilmersdorf mit gutem Beispiel voran: Alle großen Lkw, die im Auftrag des Bezirkes etwa mit Steigkörben zum Bearbeiten von Baumkronen unterwegs sind, sind bereits mit Spezialspiegeln versehen.

Weitere Informationen zum Dobli-Spiegel finden Sie unter www.tagesspiegel.de/dobli. Das Spendenkonto ist bei der Berliner Sparkasse eingerichtet, BLZ 100 500 00, Konto-Nr. 72 00 272 92 .

Carola Padtberg, Annette Kögel

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