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Gaskugelspeicher in Berlin-Charlottenburg.

© p-a/dpa

Update

Aktionäre wollen keine Expansion: Alliander zieht Bewerbung für Netze in Berlin zurück

Die Großaktionäre des niederländischen Gas- und Stromnetzbetreibers Alliander haben sich gegen Investitionen in Deutschland ausgesprochen. Damit ist die Bewerbung des Konzerns für das Berliner Gasnetz vom Tisch.

Von Sabine Beikler

Einmal im Jahr kommen alle Aktionäre des niederländischen Netzbetreibers Alliander zusammen. Bei dem Treffen am Mittwochnachmittag ging es um Grundlegendes: Wird die Mehrheit der Anteilseigentümer die Strategie des Unternehmens mittragen, auch künftig in Deutschland zu investieren beziehungsweise sich um Netzkonzessionen zu bewerben? Die Aktionäre entschieden sich gegen Investitionen in Deutschland. Damit wird sich Alliander nicht mehr für die Gasnetz-Konzession in Berlin bewerben. Auch die Bewerbung um das Stromnetz steht infrage. „Wir haben keine Erlaubnis für die nächste Zeit, an einem großen Konzessionsverfahren teilzunehmen“, sagte Karen Nitschke, Sprecherin des Alliander-Konzerns, dem Tagesspiegel.

Vor der Sitzung signalisierte bereits eine Mehrheit der Anteilseigner große Skepsis. Sie favorisieren jetzt den Ausbau der Aktivitäten in den Niederlanden. Das genieße, so die Erklärung der Aktionäre, „Vorrang, da es den größten Synergieeffekt hat“. Die Möglichkeit, einen „substanziellen Ausbau der Kernaktivitäten in Deutschland zu realisieren“, stehe derzeit „nicht auf der Tagesordnung“.

Vor der Aktionärsversammlung hatte Alliander noch kein rechtsverbindliches Angebot für die Gasnetz-Konzession abgegeben. Dieses muss bis zum 7. April vorliegen. Da Alliander seine Bewerbung zurückzieht, sind nur noch die Gasag mit ihrer Netztochter NBB und der neue Landesbetrieb Berlin Energie im Rennen. Die Gasnetz-Konzession soll im ersten Halbjahr 2014 von der bei der Senatsfinanzverwaltung ansässigen Vergabestelle neu erteilt werden. Alliander ist in Berlin das einzige Unternehmen, das sich sowohl für das Gas- als auch für das Stromnetz beworben hatte.

Mehrere Provinzen, die Anteile an Alliander haben, entschieden vor der Aktionärsversammlung, dass Alliander sich zunächst auf das Kerngeschäft konzentrieren solle. „Wir wollen nicht, dass geplante Verbesserungen und Investitionen in das holländische Netz verschoben werden, weil Alliander nun seinen Fokus auf Deutschland richtet“, sagte Bas Bruijn, Sprecher der Gemeinde Amsterdam. Diese hält 9,2 Prozent der Anteile. Mit den Provinzen Friesland, Noord-Holland und Gelderland besitzen die Kommunen rund 76 Prozent der Anteile. Allein die Provinz Gelderland hält rund 45 Prozent der Anteile. Die fünf Repräsentanten der Provinz Gelderland hatten sich, wie berichtet, ebenfalls gegen weitere Investitionen in Deutschland ausgesprochen. Alliander hat in den Niederlanden 3,1 Millionen Stromkunden und vertreibt Gas an 2,6 Millionen Kunden.

Gasag-Sprecher Rainer Knauber kommentierte den Rückzug von Alliander mit den Worten: „Die Qualität und die Inhalte unseres Angebotes sind unabhängig davon, ob sich Alliander nun zurückzieht oder nicht.“ Die Gasag werde dem Land „die Möglichkeit bieten, höchste Maßstäbe für Kundenfreundlichkeit, Effizienz und Nachhaltigkeit zu setzen“.

Der bestehende Konzessionsvertrag für das Gasversorgungsnetz endete zum Jahresende 2013, der Konzessionsvertrag für das Stromnetz läuft bis Ende 2014. Die Vergabe für die Konzession, also das Betreiben des Netzes, muss transparent und diskriminierungsfrei ausgeschrieben sein. Das Verfahren verläuft in drei Stufen. Im dritten Verfahrensbrief werden die Bieter aufgefordert, ein verbindliches, finales Angebot abzugeben.

Das Stromnetz in Berlin

Für den Netzbetrieb bewerben sich Vattenfall, die Thüga, die landeseigene Gesellschaft Berlin Energie und die Genossenschaft Bürger-Energie Berlin (BEB). BEB, Vattenfall und Thüga bewerben sich sowohl für den alleinigen Betrieb als auch für eine Kooperation mit dem Land Berlin. Offiziell hält auch Alliander noch seine Bewerbung aufrecht. Doch wird sich der Konzern aus dem Verfahren zurückziehen. Das Verfahren ist in der zweiten Stufe: Den Bietern wurden Auswahlkriterien mitgeteilt. Sie müssen ein unverbindliches Angebot abgeben.

Das Gasnetz in Berlin

Nach dem Rückzug von Alliander bewerben sich nur noch die Gasag und die landeseigene Gesellschaft Berlin Energie. Das Verfahren ist in der dritten Stufe: Bis zum 7. April müssen die Bewerber ihr finales und rechtsverbindliches Angebot bei der Vergabestelle der Senatsfinanzverwaltung abgeben.

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