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Der Zoo-Direktor Andreas Knieriem.

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Update

Aktionärsversammlung der Zoo AG: Zoo-Chef Knieriem: "Dem Zoo geht's gut"

Zum Auftakt der Aktionärsversammlung in der Urania präsentierte Zoo-Chef Andreas Knieriem erste Zahlen. Zoo und Aquarium sind Zuschauermagneten, während der Tierpark weiter schwächelt. Bis Weihnachten soll ein Ziel- und Entwicklungskonzept vorliegen.

Von Sabine Beikler

Die Aktionärsversammlung der Zoo AG in der Urania hat begonnen. 274 Aktionäre sind erschienen, der ehemalige Direktor Bernhard Blaszkiewitz, der Zoo und Tierpark bis zum 31. März 2014 leitete, nicht. Sorgen um den Zoo müssen sich die Berliner nicht machen. "Dem Zoo geht's gut", erklärte Zoo-Chef Andreas Knieriem zum Auftakt der Versammlung. Die Bilanzsumme der Zoo AG lag 2013 bei 60,8 Millionen Euro. Knieriem lobte die Hauptstadtzoos: "Keine Stadt der Welt hat so viele Zootiere". 20.000 Tiere werden im Zoo, 8.000 Tiere im Tierpark Friedrichfelde gehalten.

Besucherzahlen im Tierpark gehen zurück

Mit dem Slogan „Täglich wilde Szenen“ werben die Hauptstadtzoos seit 2012 um Jahreskarten für Zoo, Aquarium und den Tierpark. Mehr als vier Millionen Besucher kamen 2013 in die beiden Einrichtungen. Allerdings sind Zoo und Aquarium mit mehr als drei Millionen Besucher die Zuschauermagneten. Der Tierpark Friedrichsfelde dagegen verzeichnete 1,035 Millionen Gäste, 13.000 Besucher weniger als in 2012. In Zahlen: Die Zoo AG machte 2013 einen Gewinn von fast 882.000 Euro, die Rücklagen belaufen sich auf rund 43 Millionen Euro. Die Tierpark GmbH, eine Tochtergesellschaft der Zoo AG, arbeitet dagegen weiter nicht kostendeckend: Das Land bezuschusst Friedrichsfelde in diesem und nächstem Jahr mit je 6,22 Millionen Euro.

Der neue Chef von Zoo und Tierpark, Andreas Knieriem, sagte: „Ich bin nach Berlin gekommen, um zu bleiben.“ Das hörten die Aktionäre gern. Denn es gibt einiges zu tun in den Hauptstadtzoos – vor allem die Beseitigung von tonnenweise kontaminiertem Bodenaushub im Tierpark.

Knieriem und Aufsichtsratschef Frank Bruckmann setzten offensiv auf Transparenz. Wie berichtet hatte offenbar ein Unternehmer Knieriems Vorgänger Bernhard Blaszkiewitz den Erdaushub „geschenkt“. Wie viel Tonnen das sind, wird derzeit festgestellt. In Zusammenarbeit mit der Stadtentwicklungsverwaltung soll bis August/September ein Gutachten vorliegen, wie hoch diese Erdmassen, die offenbar nicht als Bodenbelag für Tiergehege verwendet werden dürfen, mit Schwermetallen belastet sind. Strafrechtliche Konsequenzen würden nach Vorliegen des Gutachtens geprüft. Bruckmann empfahl den Aktionären, die Entlastung des früheren Vorstands, Blaszkiewitz und Gabriele Thöne, sowie des Aufsichtsrates zu verschieben. Thöne verließ das Unternehmen Ende September. Die Aktionäre folgten der Empfehlung und verschoben eine Entlastung. Jeder Zoo brauche ein eigenes Konzept, betonte Knieriem. Man sei „mitten in der Analyse“ des Tierparks, der jährlich sechs Millionen Euro Landeszuschüsse verschlingt. Er wolle derzeit den „Ball flach halten“ und versprach ein Ziel- und Entwicklungskonzept bis Weihnachten. Einiges ließ er durchblicken: Für Kinder wird es mehr Spielplätze geben. Und Toilettengebühren, wie es sie noch bis vor kurzem im Tierpark gegeben hat, werden nicht wieder eingeführt. Dass Tierpark und Zoo auch einen ansprechenden Eingangsbereich haben sollten, machte Knieriem klar: „Der Zoo beginnt am Eingang.“ Lange Warteschlangen sollten vermieden werden. Und für den Zoo versprach er auch ein längst überfälliges Gastronomiekonzept.

Zoo Hannover als Vorbild

Der Zoo Hannover stand vor den gleichen Problemen wie der Berliner Tierpark. Niedrige Besucherzahlen, altmodische Gehege, kaum Einnahmen. Anfang der 90er Jahre stand er gar vor der Schließung. Dann kam die Expo 2000 in die niedersächsische Landeshauptstadt. Ausgehend von dem Konzept „Zoo 2000“ flossen zwischen 1996 und 2013 rund 120 Millionen Euro in den Tierpark: Es entstanden sieben Themenwelten auf 21 Hektar Fläche wie der indische Dschungelpalast für Elefanten und Tiger oder die Sambesi-Flusslandschaft für Antilopen Löwen und Giraffen. Die Besucherzahlen stiegen von rund 600.000 auf mehr als 1,6 Millionen in den Jahren 2011 und 2012. Danach ging es wieder etwas abwärts, inzwischen geht die Tendenz wieder nach oben.

Kein Geld vom Zoo für den Tierpark

Der Hauptausschuss besuchte den Hannoveraner Zoo im Juni und war begeistert. Knieriem sagte damals beim Rundgang durch den Zoo, jeder Zoo solle „sein eigenes, stimmiges Konzept haben. Wir wollen Tiere und Natur zeigen, und nicht Tiere und Stall“. Nach Tagesspiegel-Informationen gehört zu den Ideen für den Tierpark, durch die Kontinente der Welt und ihre Tierbestände zu führen. Derzeit wird der Gesamtbestand der Tier- und Pflanzenwelt im Tierpark Friedrichsfelde analysiert. Aber eines ist auch klar: Aus den Rücklagen des Zoos in Höhe von 43 Millionen Euro wird kein Geld in den Tierpark fließen, dessen Eigenkapital nur noch 1,98 Millionen Euro umfasst.

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