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Da wächst was. Gärtnerin Keya Choudhury (li.) und Bärbel Behnke im Garten der Einrichtung.

© DAVIDS/Christina Kratsch

Aktionstage "Gemeinsame Sache": Blumenzwiebeln gegen das Fremdsein

Bei einer gemeinsamen Pflanzaktion wollen Geflüchtete den Garten ihrer Unterkunft in Hohenschönhausen verschönern - und Kontakte zu Nachbarn knüpfen.

Ein hoher Zaun trennt das Haus der Neu-Berliner von den übrigen Häusern. Neu-Berliner, der Begriff ist wichtig. Denn die Flüchtlinge wollen hier bleiben. Viele von ihnen haben mittlerweile Jobs gefunden, sagen die Mitarbeiter der Unterkunft am Hagenower Ring. Ihre Kinder gehen auf die Schulen im Bezirk. Viele von ihnen suchen nach eigenen Wohnungen im Berliner Stadtgebiet, denn sie wollen nicht nur unter sich bleiben, sondern dazugehören.

Und dann ist da dieser Zaun. Er soll die Bewohner schützen. Wer hinein will, muss eine Schleuse passieren, ein kleines Container-Häuschen, in dem Wachleute sitzen. Die Wachleute sind freundlich, sie winken die Besucher durch. Doch das alles wirkt abschreckend. In der Flüchtlingsunterkunft am Hagenower Ring schauen selten Nachbarn zu Besuch vorbei.

Das wollen die Betreiber jetzt mit der „Gemeinsamen Sache“ ändern. Und mit der Hilfe von Blumentöpfen, Salat und Kürbissen. Sie haben Keya Choudhury engagiert, eine Frau mit Nasenpiercing und vielen Ideen, die studierte Gartenbauwissenschaftlerin ist. Choudhury hat vor einigen Jahren eine gemeinnützige Organisation namens „soulgarden“ gegründet, die Menschen über die Gartenarbeit zueinander bringen will. Und vor der Geflüchtetenunterkunft am Hagenower Ring ist noch viel grüne Fläche, auf die die Betreiber erst einmal Rollrasen gelegt haben. Es gibt viel zu tun.

Blumenzwiebeln pflanzen für den nächsten Frühling

Während der Aktionstage will Choudhury am 7. September mit den Bewohnern und möglichst vielen Helfern im Garten der Unterkunft Blumenzwiebeln einpflanzen. Narzissen und Krokusse zum Beispiel, die dann im nächsten Frühling blühen werden. Wer möchte, kann außerdem helfen, Sitzmöbel für den Garten aus Paletten zu bauen. Vielleicht könne man ja auch ein paar Blumenzwiebeln in die umliegenden Wiesen und Gärten pflanzen, wenn die Nachbarn das möchten, spekuliert Choudhury.

264 Menschen wohnen derzeit in der Unterkunft. Die meisten sind aus aus Afghanistan und Syrien nach Deutschland gekommen, einige aus dem Irak, Eritrea und dem Iran. Familien mit kleinen Kindern und Frauen und Männer, die alleine geflohen sind, um in Deutschland Schutz zu suchen. Insgesamt ist die Fluktuation nicht mehr hoch. Wenn hier ein Umzug stattfindet, dann meistens, weil Bewohner eine eigene Wohnung gefunden haben, die nicht von der Stadt gestellt wird.

Erst im Sommer 2017 wurde das Gebäude, das in frischem Weiß und Grün gestrichen und außen mit vielen Blumenkästen geschmückt ist, von der Wohnungsgesellschaft Howoge fertiggestellt. Drumherum: Wohngebiet. Zum nächsten Supermarkt muss man ein Stück laufen, Cafés muss man lange suchen.

Nachbarn und Besucher sind willkommen

Seit diesem Sommer arbeitet die soulgarden-Gründerin Choudhury gemeinsam mit den Bewohnern der Unterkunft daran, die Wiese vor dem Haus einladender zu gestalten. Aus Paletten haben sie bereits einige Blumenkästen und Gartenbänke gebaut. Aus einer Holzkiste wachsen schon Kürbisse bis auf die Erde, die bald geerntet werden können. In einer anderen wachsen Sonnenblumen und Salat.

Nachbarn und Besucher sind nicht nur für dieses Projekt ausdrücklich willkommen, betont sie. An diesem Nachmittag ist auch ein Graffiti-Künstler gekommen, der gemeinsam mit den Kindern auf ein großes Brett eine Einladung sprüht: „Willkommen im Garten“. Das Schild wollen sie an den hohen Zaun hängen.

Bärbel Behnke, Sozialpädagogin und Leiterin der Einrichtung, die von der mitHilfe GmbH betrieben wird, erklärt: Acht bis zehn ehrenamtliche Helfer kommen hier bereits regelmäßig, geben Nachhilfeunterricht für die Kinder, reden mit den Bewohnern, helfen. Der Ehrenamtskoordinator der mitHilfe, René Koch, hofft, dass die Aktionstage im September eine Gelegenheit für die Nachbarn sind, in der Unterkunft vorbeizuschauen und die Bewohner näher kennenzulernen. Jeder sei willkommen, betont er. Nicht nur an den Freiwilligentagen. „Wer uns ehrenamtlich in irgendeiner Form unterstützen möchte, kann sich gerne an mich wenden.“ Vor allem für Konversationskurse, Tandempartnerschaften und für die Freizeitgestaltung der Bewohner würden Helfer gesucht. „Aber wir stehen auch neuen Ideen und Projekten sehr offen gegenüber.“

Am Freitag, 7. 9., von 15 - 18 Uhr pflanzen die Bewohner am Hagenower Ring 47, 13059 Lichtenberg, Blumenzwiebeln und bauen Gartenmöbel. HelferInnen sind herzlich willkommen. Kontakt: rkoch@mithilfe.org

Machen Sie mit: Wollen Sie – allein, mit Nachbarn, Freunden oder Ihrer Initiative – mitmachen beim Aktionstag von Tagesspiegel und Paritätischem Wohlfahrtsverband? Alle Aktionen finden Sie hier: www.gemeinsamesache.berlin. Dort können Sie auch Ihre eigene Aktion anmelden. Bei Fragen: gemeinsamesache@tagesspiegel.de

Sie alle machen mit:

Jeden Tag stellen wir Ihnen hier Projekte vor, die sich noch Helfer wünschen.

Gärtnern im Mehrgenerationenhaus!

Die Blumenbeete, Rosensträucher und Obstbäume im großen Garten des Mehrgenerationenhauses Phoenix brauchen viel Pflege. Die Gartengruppe freut sich am Freitag, 7. September, von 16 - 18 Uhr über jede Unterstützung! Es gibt Snacks und Getränke für alle fleißigen HelferInnen!

Ort: Teltower Damm 228, 14167 Zehlendorf. Kontakt: Hr. Lehmann 84 50 92 47. E-Mail: mgh@mittelhof.org. www.mittelhof.org

Kiezputz am Utrechter Platz

Gemeinsam stark, für einen sauberen Kiez!, heißt es am Freitag, dem 7. September, von 10 - 13 Uhr. Der KBS ruft zu einer gemeinsamen Müllsammel-Aktion rund um den Utrechter Platz auf. Freiwillige sind herzlich eingeladen. Nach der Aktion steht für alle Teilnehmer ein Snack bereit.

Aktionsort: Utrechter Straße/Malplaquestraße, Mitte des Platzes, 13347 Wedding. Veranstalter: KBS Tagesstätten – Hilfen für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Kontakt: 4553090. E-Mail: m32@kbsev.de. kbsev.org

Lena Völkening

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