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Ingrid Linke freut es, dass sich so viele Anwohner für den Leon-Jessel-Platz engagieren-

© Kai-Uwe Heinrich

Aktionstage "Gemeinsame Sache": Miteinander für den Leon-Jessel-Platz

Tobende Kinder statt rasender Autos: Dank des Vereins „Miteinander im Kiez“ ist der Leon-Jessel-Platz eine Idylle für Familien und Wohlfühloase für Anwohner.

Von Paul Lütge

Kinder jagen auf der Straße einem Ball hinterher und schreien vor Freude. Vor Cafés sitzen Menschen und plaudern um die Wette. Nicht weit entfernt von den viel befahrenen Wilmersdorfer Straßen befindet sich der Leon-Jessel-Platz – ein Ort, der wie eine Oase zum Entspannen wirkt inmitten des Großstadtlärms.

Auch Ingrid Lienke sitzt an einem der schattigen Plätze vor einem Café und trinkt einen Ingwertee. „Früher sah es hier echt schlimm aus“, sagt sie. Lienke ist eine der Vorsitzenden des Vereins „Miteinander im Kiez“. Seit vielen Jahren schon kümmert sich der Verein um den Platz – und ist maßgeblich für die jetzige Idylle mitverantwortlich. „Vor ziemlich langer Zeit war das noch eine laute Kreuzung, jetzt können Kinder auf dem Platz spielen und Menschen draußen sitzen“, erzählt sie. Statt Autolärm hört man nun Kinderstimmen und vom Platz das Plätschern des riesigen Wasserpilzes.

Seit es die Tagesspiegel-Aktion „Gemeinsame Sache“ gibt, nimmt der Kiezverein daran teil. Der Verein macht vieles, damit der Kiez weiterhin schön bleibt und noch weiter verbessert wird. So wurden in der Vergangenheit unter anderem Sitzbänke geschaffen, Blumen gepflanzt und ein Klettergerüst für einen umliegenden Spielplatz gebaut. Ein aktuelles Anliegen ist eine Bücherbox, wo jeder Bücher abstellen und selbst ausleihen kann. Dafür kaufte der Verein eine alte Telefonzelle. Diese soll noch von der nahen Grundschule verschönert werden, bevor sie allen Nachbarn zur Verfügung steht.

Der Verein „Miteinander im Kiez“ beteiligt sich seit Jahren an den Aktionstagen „Gemeinsame Sache“.
Der Verein „Miteinander im Kiez“ beteiligt sich seit Jahren an den Aktionstagen „Gemeinsame Sache“.

© Mike Wolff

Kieztreffs zum Kennenlernen

Doch der Verein arbeitet nicht nur aktiv auf dem Platz und der Umgebung. Ein wichtiges Projekt ist die Nachbarschaftsgemeinschaft. Regelmäßig trifft man sich zu Kieztreffs, zu denen jeder eingeladen ist. Oftmals lernen Neuzugezogene bei solchen Treffen ihre neuen Nachbarn erst richtig kennen, so Lienke. Auch ein Weihnachtsprogramm und regelmäßige Kiezfeste stärken die Gemeinschaft und den Zusammenhalt in der Nachbarschaft. „An Weihnachten wird zusammen gesungen und auf dem Platz der Weihnachtsbaum geschmückt, das ist echt toll“, findet Ingrid Lienke.

Seit 19 Jahren gibt es „Miteinander im Kiez“ bereits. Lienke ist schon seit der Gründung des Vereins dabei. „Sogar meine Enkel helfen jetzt schon mit.“ Der Verein gründete sich wegen eines gemeinsamen Anliegens: Im Jahr 1999 beteiligten sich die Anwohner rund um den Leon-Jessel-Platz an der Diskussion über die weitere Nutzung eines leer stehenden ehemaligen Krankenhauses. Es wurde ein Fest veranstaltet und der Wunsch nach weiteren gemeinsamen Aktionen kam auf. Durch den Einsatz der Nachbarn konnte verhindert werden, dass ein privater Investor dem Bezirk das Haus abkauft.

Saubermachen und Streichen am Aktionstag

Im Jahr 2007 zog so die soziale Einrichtung „Pfalzburger“, ein Therapiezentrum für ehemalige Drogenabhängige, in das Gebäude. Um Vorurteile abzubauen, gab es Anwohnertreffen zum Kennenlernen. „Es entwickelte sich gleich eine super Atmosphäre zwischen den Menschen“, erzählt Lienke. Auch jetzt arbeitet der Verein eng mit dem Therapiezentrum zusammen.

Am Aktionstag „Gemeinsame Sache“, dem Sonnabend am 8. September, helfen auch Rehabilitanden der Einrichtung auf dem Platz mit. Darüber hinaus hofft Lienke, dass viele Menschen aus der Nachbarschaft anpacken. Mit Plakaten, einem Mailverteiler und einem schwarzen Brett auf dem Jessel-Platz weist der Verein auf den Aktionstag hin. „Je mehr Menschen helfen, desto mehr können wir verändern“, sagt sie. Unter anderem soll am Aktionstag der Platz gesäubert und Bänke neu gestrichen werden.

Wenige Kieze gleichen dieser Idylle in Wilmersdorf – was gibt es hier also noch zu verbessern? „Die Arbeit endet nie“, findet Lienke. „Von besserer Wasserversorgung auf dem Platz bis hin zu noch besserer Verkehrsberuhigung gibt es immer viel zu tun.“ Doch auch der Spaß im Kiez solle nicht zu kurz kommen: „Wir haben leider schon lange kein Kiezfest mehr machen können. Ist die Bücherbox aufgebaut, gibt es mal wieder eine richtig große Feier“, sagt sie grinsend. Zuerst wird aber, am Aktionstag, mal wieder angepackt, damit der Kiez auch weiterhin zum Erholen einlädt. Und jeder, der mithelfen möchte, ist herzlich eingeladen.

Machen Sie mit: Wollen Sie – allein, mit Nachbarn, Freunden oder Ihrer Initiative – mitmachen beim Aktionstag von Tagesspiegel und Paritätischem Wohlfahrtsverband? Alle Aktionen finden Sie hier: www.gemeinsamesache.berlin. Dort können Sie auch Ihre eigene Aktion anmelden. Bei Fragen: gemeinsamesache@tagesspiegel.de

Sie alle machen mit:

Jeden Tag stellen wir Ihnen hier Projekte vor, die sich noch Helfer wünschen.

Reinigung des Spielplatzes neben der Schule und im Kienhorst-Park

Die Till-Eulenspiegel-Schule in Reinickendorf beteiligt sich am 7. September mit mehreren Aktionen: Die Klasse 2c reinigt den Spielplatz neben der Schule. Sieben Klassen wollen außerdem den nahen Kienhorst-Park an der Lindauer Allee von Abfällen reinigen.

Aktionsgruppe: Till-Eulenspiegel-Schule, 12G04, Humboldtstr. 8–13, E-Mail: verwaltung.eulenspiegel@gmx.de

Aufruf zur blühenden Nachbarschaft

Der barrierefreie Kiezclub Rahnsdorf in der Fürstenwalder Allee 362, 12589 Berlin, plant am 7. September von 16 bis 18 Uhr eine Pflanzaktion zur Verschönerung des Gartens. HelferInnen herzlich willkommen. Mitzubringen sind gute Laune und bequeme Kleidung, über Pflanzenspenden freut man sich. Ab 18 Uhr gibt es ein Abendessen.

Kontakt: Gabriela Arzt, Tel.: 6486090. E-Mail: gabriela.arzt@ba-tk.berlin.de. www.kiezklub-rahnsdorf-ev.de

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