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Berlin: Albtraum auf der Linie X 21

27-jähriger Bus-Entführer steht wegen Geiselnahme vor Gericht. Er gilt als psychisch krank

UND SO GEHT ES DONNERSTAG WEITER

Es war die zweite Entführung eines Linienbusses in Berlin binnen weniger Tage, deutschlandweit sogar die dritte innerhalb von 16 Tagen. Möglicherweise ist Nizar K., der vor knapp vier Monaten einen Bus der Linie X 21 in seine Gewalt brachte, ein Nachahmungstäter, der krank ist und mit einer spektakulären Aktion auf sich aufmerksam machen wollte. Vielleicht hatte er auch politische Motive. Jetzt muss sich der 27-jährige Libanese wegen Geiselnahme vor dem Landgericht verantworten (9.30 Uhr, Saal 105). Zwei Wochen zuvor hatte der Bankräuber Dieter Wurm bei einem Freigang aus der Haft ebenfalls einen Bus entführt. Auch gegen ihn ist mittlerweile Anklage erhoben, ein Prozesstermin steht aber noch nicht fest.

Nizar K. stieg am 27. April an der Haltestelle Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik in Reinickendorf in den Bus, holte ein langes Küchenmesser aus der Jacke, bedrohte damit den Busfahrer und befahl ihm, nicht mehr zu stoppen. „Das ist eine Entführung!“, rief er. Kurz darauf ließ der Libanese eine Familie mit drei Kindern frei; mit zwei Fahrgästen und dem Busfahrer blieb K. zurück. Da es dem Fahrer in einem unbeobachteten Moment gelungen war, den Alarmknopf zu drücken, konnte die Polizei den Bus einkeilen. Ein geschulter Beamter nahm das Gespräch mit K. auf. Der Libanese soll gefordert haben: Rückzug der Israelis aus den besetzten Palästinensergebieten. Bald ließ er die restlichen Geiseln frei und ergab sich. Nach 45 Minuten war der Spuk ohne Einsatz von Waffen beendet. Das war im Falle der Bus-Entführung durch Dieter Wurm anders gewesen. Nach knapp vierstündiger Belagerung stürmten Spezialkräfte den Bus. Der 46-jährige Wurm wurde an der Schulter verletzt, die Geiseln blieben unverletzt.

Nizar K. gilt als psychisch krank. Der Befund reichte dem Haftrichter jedoch nicht, um ihn in eine geschlossene Anstalt einzuweisen. Zum Prozess wird er aus der Untersuchungshaft vorgeführt.

Kerstin Gehrke

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