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Berlin: Albtraum auf Rädern

Von Christian van Lessen Sagen wir’s mal so: Wer gestern mit dem Auto unterwegs war, musste sich eines gewissen Risikos bewusst sein. Er musste vor allem Zeit haben.

Von Christian van Lessen

Sagen wir’s mal so: Wer gestern mit dem Auto unterwegs war, musste sich eines gewissen Risikos bewusst sein. Er musste vor allem Zeit haben. Sehr viel Zeit und sehr viel Geduld. Aber mussten es gleich so viel Zeit und so viel Geduld sein?

Wie immer an Marathon-Tagen kamen Kollegen, die sich mit dem Auto auf den Weg gemacht hatten, zu spät in die Redaktion an der Potsdamer Staße. Einer versicherte glaubhaft, er sei aus Spandau zwei Stunden zuvor abgefahren, dann in Schöneberg, von Polizeisperren gehindert, weit nach Neukölln bis zur Sonnenallee abgedriftet. Er habe sich dann über Kreuzberg dem Potsdamer Platz annähern können, sei aber kurz vorm Ziel wieder gestoppt und nach Kreuzberg zurückgedrängt worden. Eine Kollegin, die aus Pankow angerollt war, erreichte die Redaktion zu Fuß und in der Gewissheit, dass Autofahrer in Berlin an Marathon-Tagen grundsätzlich gedemütigt werden. Denn trotz einer am Tag zuvor ausgeklügelten Anfahrtsroute, die ihr in Kreuzberg übrigens beste Ausblicke auf das Läuferfeld erlaubt hatte, wurde ihre Anfahrt abschnittweise jäh unterbrochen. Freundliche Polizisten empfahlen ihr an Straßensperren Routen, die andere Freunde und Helfer längst gesperrt hielten. Andererseits gelang es aber auch, durch kleine Schlenker auf Routen zurückzukehren, die gar nicht hätten befahrbar sein dürfen. Der Kollegin gelang es schließlich, sich zum Potsdamer Platz durchzukämpfen. Den Wagen ließ sie an irgendeinem Bauzaun zurück. Albtraum auf Rädern.

Sagen wir’s mal so: Ihr Absperrungssystem, wenn es überhaupt eines ist, könnte die Polizei mal überdenken. Wenn alle laufen, läuft nämlich auch nichts mehr.

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