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Alle Jahre wieder: „Polen-Böller“ knallen schneller und lauter

Wie immer warnt die Polizei besonders vor Silvester-Feuerwerkskörpern aus dem Nachbarland. Zwar gilt auch dort EU-Recht – es gibt aber viele illegale Produkte.

Von Sandra Dassler

Schorfheide/ Berlin - Bereits zwei Wochen vor der bevorstehenden Silvesterknallerei forderte sorgloser Umgang mit Böllern ein erstes Opfer. Ein Neunjähriger aus Schorfheide im Landkreis Barnim soll laut Polizei am vergangenen Wochenende einen bereits gezündeten Böller nochmals in die Hand genommen haben, wo dieser explodierte. Dass der Junge sich den Kracher aus einem sogenannten Polen-Böllern selbst gebaut hatte, wie manche Medien berichteten, wollte die Polizei nicht bestätigen.

Wegen der politischen Korrektheit halten sich die Behörden mit dem Begriff „Polen-Böller“ seit einigen Jahren zurück – aber woher kommt der Name eigentlich? „Es gibt ja schon sehr lange die China-Böller als Markenartikel“, versucht Ulrike Rockland, Sprecherin der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (Bam), eine Erklärung: „Als nach dem Mauerfall viele zum Einkaufen nach Polen fuhren und von da auch Feuerwerkskörper mitbrachten, hat sich wahrscheinlich im Volksmund aus dem China-Böller ein Polen-Böller entwickelt.“

Dabei werden die legal im Nachbarland hergestellten Feuerwerkskörper ebenso wie in Deutschland pyrotechnisch geprüft, sagt Rockland. 2010 ist eine entsprechende EU-Richtlinie erlassen worden, nach der alle Mitgliedstaaten dazu verpflichtet sind. Allerdings werde in Polen – anders als in Deutschland – die Beigabe von einem Gramm Blitzknallsatz (BKS) im Böller erlaubt sein. Das ist eine Substanz, die nach dem Anzünden viel schneller und heftiger reagiert als das hierzulande verwendete Schwarzpulver. Wer also polnische Feuerwerkskörper mit dem polnischen Prüfstempel in geringen Mengen zum Eigenverbrauch einführe – nur das ist erlaubt – sollte dennoch vorsichtig sein, warnt Rockland.

Das absolute Problem seien allerdings die illegalen Böller, in denen sehr viel mehr BKS enthalten ist und die daher viel lauter und zerstörerischer sind. Genau das macht sie zum Objekt der Begierde. Hinzu kommt, dass man die illegalen Böller, die übrigens durchaus nicht nur in Polen, sondern auch in Deutschland oder China gefertigt werden, schon jetzt jenseits von Oder und Neiße kaufen kann. Was übrigens weder in Brandenburg noch in Berlin zu überhören ist, wo bereits seit Tagen so viel geballert wird, dass es sich unmöglich nur um Restbestände vom letzten Jahr handeln kann.

Erlaubt ist das natürlich nicht. Deutschlandweit dürfen die Silvesterknaller, -böller und -raketen nur vom 31.Dezember null Uhr bis 1. Januar 24 Uhr gezündet werden. Viele Kommunen haben das noch weiter eingeschränkt: In Berlin darf nur vom 31. Dezember 18 Uhr bis 1. Januar 7 Uhr geballert werden.

Der Verkauf in Deutschland beginnt dieses Jahr schon am 28. Dezember, da der 29. auf einen Sonntag fällt. Bam-Sprecherin Ulrike Rockland empfiehlt eindringlich, immer die Anleitung zu lesen, nichts aus der Hand anzuzünden und nur legale mit dem Prüfstempel versehene Produkte zu verwenden. Bei Käufen im Nachbarland rät sie – wie gesagt – eher zur Vorsicht, was Polens Presseattaché Jacek Biegala nicht ganz nachvollziehen kann. „Legal hergestellte Produkte sind sicher und ebenfalls überprüft“, sagt er.

Den Begriff „Polen-Böller“ findet Biegala übrigens nicht diskriminierend, wie manch’ andere: „Ich bin da nicht beleidigt, so etwas gibt es doch bei allen Nationen in allen Sprachen“, sagt er.

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