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Berlin: Alle Mann von Bord

Zur WM bleiben die Ausflugsschiffe oft leer

Zwei Tricks haben Berliner Reeder versucht, um zur WM Fahrgäste anzulocken – beide gingen nicht auf. Schiffseigner, die mit großen Monitoren Passagiere auf ihre Dampfer locken wollten, klagen jetzt genau so wie die, die an Bord eine fußballfreie Zone bieten. Obwohl hunderttausende Touristen in der Stadt von der Sonne beschienen werden, bleiben die Decks der Ausflugsschiffe leer.

Mit großen Bildschirmen wirbt zum Beispiel die Reederei Bruno Winkler, Ergebnis: 40 bis 50 Prozent weniger, wie eine Mitarbeiterin sagte: „An den Nachmittagen ist gar nichts mehr los.“ Das sagt auch Norbert Siebach, Chef der Berliner Wassertaxis: „So einen schlechten Juni hatten wir noch nie, 50 Prozent weniger Umsatz. Unsere Klientel geht auf die Fanmeile“, alle hätten nämlich Angst, ein Tor zu verpassen. Siebach hat acht Boote, „vier würden derzeit reichen“. Fazit: „Man lernt nie aus.“

Lutz Freise, Chef der Traditionsreederei Riedel, nimmt es mit Galgenhumor: „Wir werden nach der Weltmeisterschaft nicht wegen Reichtums schließen. Es ist nicht der Boom, den sich viele erhofft haben.“ Von Umsatzrückgängen möchte Freise nicht reden, er lobt den neuen Anleger an der Moltkebrücke – direkt zwischen Hauptbahnhof und Fanmeile. „Da sind wir die Einzigen“, auch Fußballfans steigen dort ein – vormittags. „Nachmittags geht die WM an uns vorbei“, heißt es im Riedelschen Reservierungsbüro. Fernseher gebe es auf den zwölf Schiffen nicht („den Zirkus machen wir nicht mit“), und dass das 13. Schiff erst im August, nach der WM also, eingesetzt werden könne, sei nicht tragisch.

Fernseher gibt es auch bei der mit derzeit 28 Fahrgastschiffen größten Reederei Berlins, der Stern und Kreis, nicht. Dafür eine „Fußballmuffel-Party“ am kommenden Sonnabend: Um 20 Uhr soll die Havel Queen an der Tegeler Greenwichpromenade ablegen – eine Stunde später beginnt das zweite Achtelfinalspiel. „Wir müssen durch die WM durch“, sagt Stern-und-Kreis-Chef Jürgen Loch. Auch wenn die Umsätze jetzt geringer seien, Loch meint den Satz aber positiv: „Wir werden alle von der WM profitieren – wenn sie vorbei ist.“ Loch ist sich sicher, dass Berlin als Touristenstadt im Herbst und im kommenden Jahr deutlich zulegen werde – „wegen der schönen Bilder, die derzeit um die Welt gehen“. Ha

Telefonnummern der Reedereien: Stern und Kreis 53 63 60-0; Riedel 693 46 46; Bruno Winkler 349 95 95; Berliner Wassertaxis 65 88 02 03.

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