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Berlin: Alle Parteien fahren ab auf die Metro-Linien

Positive Reaktion auf neues BVG-Konzept: 50 neue Bus- und Trambahnstrecken sollen ab Dezember den Berliner Nahverkehr beschleunigen

Überwiegend positiv haben die Parteien auf das neue Verkehrskonzept „BVG 2005 plus“ reagiert. Die verkehrspolitischen Sprecher der Abgeordnetenhaus-Fraktionen würdigten das vorgesehene System klar strukturierter Hauptlinien und die Beteiligung der Bürger an der kommenden Feinplanung. Kritik übten sie an der geplanten Angebotsreduzierungen im Ergänzungsnetz.

Bis zu 50 Metro-Bus- und Trambahnstrecken sollen ab Dezember auf gradlinigen Hauptverkehrsachsen das Stadtgebiet durchziehen und hier die klassischen Linien ablösen. Auf einem übersichtlichen Routensystem, das der „Spinne“ der Schnellbahnen ähnelt, werden sie im 5- bis 10-Minuten-Takt das durch S- und U-Bahn gebildete Kernnetz des öffentlichen Nahverkehrs ergänzen. Im Gegensatz zu den Expressbussen, die nur in größeren Abständen stoppen, werden sie dabei die vorhandene Haltestellenstruktur nutzen, sagte BVG-Sprecher Klaus Wazlak.

„Das Konzept ist im Prinzip das, was wir wollen“, sagte die Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Petra Reetz. Es gelte, nicht den Leistungsumfang, sondern die Leistungsart zu verändern. Linien, die kürzer sind oder schnellere Umsteigeverbindungen ermöglichen, seien effektiver als langsame Langstrecken. Entscheidend sei aber, dass die Menschen in der Praxis mit dem System zurecht kommen.

Christian Gaebler (SPD) lobte das Konzept klar strukturierter Hauptlinien. Gerade nach der Umstrukturierung und Neunummerierung im Jahr 1989 habe das Busnetz an Übersichtlichkeit verloren. Sich auf Hauptlinien mit einem „wirklich guten Angebot“ zu konzentrieren, hält auch Alexander Kaczmarek (CDU) für richtig. Er ist aber skeptisch, ob es gelingen wird, Linienänderungen derart großen Stils zu realisieren. Bisher habe es in der Stadt um jede Haltestellenverlegung „eine große Debatte“ gegeben. Als „überfällig“ bezeichnete Klaus-Peter von Lüdeke (FDP) die Initiative der BVG. Die PDS vermisst laut Jutta Matuschek die Integration der S-Bahn in das Konzept. Eine Koordinierung der Verkehrsträger sei dringend erforderlich.

Bisher habe man versucht, Passagierverluste durch Tariferhöhungen auszugleichen, sagte Michael Cramer von den Grünen. BVG und S-Bahn hätten so seit 1993 insgesamt rund 100 Millionen Fahrgäste verloren. Das Ziel, durch das neue Metro-Netz drei Prozent mehr Fahrgäste zu gewinnen, sei der richtige Weg, die BVG zu sanieren und die Mobilität in der Stadt zu sichern. Entscheidend seien aber die Rahmenbedingungen. Dumpingpreise für Kurzparker, Verzicht auf flächendeckende Parkraumbewirtschaftung innerhalb des S-Bahnringes und Baustopp für Busspuren würden auch das beste Konzept scheitern lassen. Die neuen Metro-Linien dürften nicht durch eine Ausdünnung in der Fläche finanziert werden.

Wer mit dem eigenen Pkw zur Hauptlinie fahren muss, bleibt gleich im Auto, fürchtet auch Christian Gaebler. Die Nebenlinien dürften kein Bedarfsverkehr zu eingeschränkten Zeiten werden. In anderen Städten habe sich gezeigt, dass nicht die Reduzierung, sondern die zielgerichtete Verbesserung wenig genutzter Strecken zu positiven Ergebnissen führt, betonte Jutta Matuschek. Für Alexander Kaczmarek ist das Busnetz dagegen „historisch gewuchert“, bestehen manche Linienführung nur noch „aus Gewohnheit“. Anpassungen seien daher zweckmäßig.

Rainer W. During

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