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Berlin: Aller guten Dinge sind zehn

Die Aids-Gala in der Deutschen Oper feierte Jubiläum – und Abschied. Denn Moderator Loriot unterhielt die Prominenz zum letzten Mal mit seinen „Notwendigen Bemerkungen zu dramatischen Musikbeispielen“

Manche können nie genug bekommen: Der Vizefraktionsvorsitzende der CDU, Friedrich Merz sah die „Notwendigen Bemerkungen zu dramatischen Musikbeispielen“ gestern zum dritten Mal. Seine Parteikollegin Rita Süssmuth erinnerte sich an acht, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse an fünf Auftritte dieser „Person, die man nicht austauschen kann“, so Frau Süssmuth. Die Rede ist von Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot, der gestern wie in den vergangenen Jahren die Aids-Gala in der Deutschen Oper moderierte. In der Zukunft allerdings werden die Besucher auf den feinsinnigen Humor des bald 80-Jährigen verzichten müssen. Loriot fühlt sich fürderhin nicht mehr in der Lage, durchs Programm der Spendengala zu führen.

Entsprechend groß war das Verlangen, bei Loriots letztem Auftritt für den guten Zweck dabeizusein. Merz hatte sich vorgenommen, Loriot „ganz besonders zu genießen.“ Modeschöpfer Wolfgang Joop empfand es augenzwinkernd als „Gemeinheit, dass wir so lange warten mussten, bis Loriot uns allen endlich wieder den Spiegel vorhält.“ Ebenso wie Joop erinnerte sich auch Model Nadja Auermann lächelnd an den vielleicht klassischsten aller Loriotsketche, den mit der Nudel. Die Filmschauspielerin Geraldine Chaplin, die am Sonntag auch im Palazzo des Starkochs Eckart Witzigmanns vorbeischauen will, war mit den Werken des Humoristen nicht vertraut genug, um einen Kommentar abgeben zu können. Sie freute sich aber auf den Abend, ebenso wie Bundespräsident Johannes Rau und der frühere Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen.

So drehte sich gestern zwar nicht alles, aber doch vieles um Loriot, der ursprünglich bereits bei der letztjährigen Aids-Gala seine Abschiedsvorstellung geben wollte. Er hatte sich jedoch „glücklicherweise noch einmal zu einem Comeback überreden lassen“, wie es der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit in seiner Begrüßungsrede ausdrückte. Wowereit erinnerte aber auch ausführlich an den eigentlichen Inhalt des Abends: Das Orchester der Deutschen Oper Berlin sowie einige unentgeltlich auftretende Solisten spielten unter der Leitung von Kent Nagano klassische Werke. Die Spenden- und Versteigerungserlöse werden dem Wohnprojekt für HIV-Infizierte in der Reichenberger Straße in Kreuzberg zu Gute kommen.

Loriot wird indessen schon am übernächsten Donnerstag in die Deutsche Oper zurückkehren, wenn es wieder eine Gala gibt, diesmal für ihn. Moderator Günther Jauch freute sich gestern schon darauf: „Dann kann ich ihm selber zum Geburtstag gratulieren.“

Martín E. Hiller

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