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Berlin: Allererste Sahne

Torten sind ihr Job. Sie experimentiert gern mit Gewürzen, für Dreidimensionales hat sie ein Faible. Tina Herzog, Pâtissière im Hotel Adlon, nimmt so jede Menge Preise mit.

Die Tortenshow der Hamburger Handelskammer wird langsam ein wenig langweilig. Immer gewinnt Tina Herzog, egal, was sie produziert. Drei Torten, drei Treffer, dazu noch der Publikumspreis. Aber was heißt schon Torten? Im letzten Oktober hat sie in Hamburg aus Schokoladenteig eine Eule im Zuckernest mit zwei Jungeulen modelliert, abgerundet mit Speisefarbe per Airbrush. Man hätte das Kunstwerk aufessen können, aber das hat sich natürlich niemand getraut. Und nun steht es immer noch im Keller des Hotels Adlon, wo die 29-jährige Backkünstlerin seit kurzem als Sous-Chefin der Pâtisserie arbeitet. So eine müsste die Richtige sein, um Tagesspiegel-Leser in die Geheimnisse des Backens jenseits von Pflaumenkuchen und Hefezopf einzuführen? Schon verabredet.

Wir haben es hier nicht nur mit einer ewigen Wettbewerbsgewinnerin, sondern auch mit einer „Berliner Meisterköchin“ des Fachs Pâtisserie zu tun, diese Auszeichnung gewann Tina Herzog schon 2005, als sie im „Lorenz Adlon“ eigentlich gerade erst angefangen hatte und mit feinen Desserts aufgefallen war. Dann war erst mal Ruhe, und kürzlich ist sie still und leise vom ersten Stock in den Keller des Hotels ab- und zu größerer Verantwortung aufgestiegen.

Die gebürtige Dresdnerin hat schon als Kind „schrecklich gern gebastelt“ – deshalb war die familiär keineswegs vorbestimmte Entscheidung, nach der Schule eine Konditorenlehre aufzunehmen, irgendwie selbstverständlich. Dresden, Wiesbaden, dann das Adlon, das ging alles recht schnell.

Der Restaurantbetrieb ändert sich hektisch, das Tortengeschäft läuft etwas konservativer. Eine Torte ist eine Torte, und sie ist in der Regel rund und süß. Oder nicht? „In den letzten Jahren ist salziger Karamell in Mode gekommen“, entgegnet Tina Herzog, die auch mit Kräutern, beispielsweise Koriander experimentiert. Und manchmal lässt sie sich vom Zufall leiten, beispielsweise, als sie mit Zimt am Finger Zitronencreme naschte. Das Ergebnis war das Zimt-Zitroneneis, das jetzt das Frühstücksbuffet bereichert. Aber grundsätzlich, so meint sie, bleibt es bei den bekannten Aromenkombinationen mit Schokolade als Dreh- und Angelpunkt. Unsere Workshop-Teilnehmer werden dennoch hinterher die Torte mit anderen Augen sehen.

Afternoon Tea im Hotel Adlon, Unter den Linden 77: täglich ab 29 Euro p.P.

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