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Berlin: Alles anders

VON TAG ZU TAG Lothar Heinke staunt, was der 17. Juni so alles zu bieten hat Es wird heute so sein wie es immer war an diesem denkwürdigen Tag: Feierliche Reden vor erlauchten Gremien, dunkle Anzüge, getragene Musik mit Kranzniederlegungen auf dem Friedhof Seestraße und neuerdings auch am 17.

VON TAG ZU TAG

Lothar Heinke staunt, was der 17. Juni so alles zu bieten hat

Es wird heute so sein wie es immer war an diesem denkwürdigen Tag: Feierliche Reden vor erlauchten Gremien, dunkle Anzüge, getragene Musik mit Kranzniederlegungen auf dem Friedhof Seestraße und neuerdings auch am 17.Juni-Mahnmal vor dem einstigen Haus der Ministerien, wo die Volksseele kochte, Arbeiterfäuste drohten und Pflastersteine auf Panzerplatten klatschten.

Und doch ist alles anders. Durch das runde Datum der 50. Wiederkehr der Ereignisse vom Juni 1953 wurde, so scheint es, der Staub eines halben Jahrhunderts von der Feiertagsroutine geblasen. Jetzt, endlich, fällt grelles Licht hinter die Kulissen eines Ereignisses, das im (unbeteiligten) Westen mit Sonntagsreden und Biergartenausflügen gefeiert wurde. Der Osten, in dem alles passiert war, erinnerte sich (bis 1989) seufzend und machtlos des ominösen Datums, an dem die größte DDR der Welt fast gekippt worden wäre. Nun aber liegen die Archive offen. Können alle, die es erlebten und die mitmarschierten, die in den Knast kamen oder die einfach dagegen waren, sprechen: Plötzlich wird das Machtspiel im Kreml ebenso neu und spannend wie das Hin und Her in der Führungsetage der DDR; die früher Geborenen erfahren, warum ihre Hoffnungen und Träume zermalmt wurden – und die Kinder und Enkel lernen, was Klaus Wowereit gestern als eine der Lehren des 17. Juni nannte: „Zivilcourage ist auf lange Sicht stärker als jeder Panzer.“

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