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Berlin: Alles eine Frage des Löffelstiels

In allen deutschen Botschaften wurde damit gespeist, ab der Ära Ludwig Erhardts auch im Bungalow des Bundeskanzlers und in der VIPKantine des Bundeskanzleramtes. Die weltbesten Sportler nahmen damit zu den Olympischen Spielen 1972 in München ihre berechneten Kalorien zu sich und auch Staatsoberhäupter wie Winston Churchill und Theodor Heuss führten sie zum Mund.

In allen deutschen Botschaften wurde damit gespeist, ab der Ära Ludwig Erhardts auch im Bungalow des Bundeskanzlers und in der VIPKantine des Bundeskanzleramtes. Die weltbesten Sportler nahmen damit zu den Olympischen Spielen 1972 in München ihre berechneten Kalorien zu sich und auch Staatsoberhäupter wie Winston Churchill und Theodor Heuss führten sie zum Mund. Haile Selassi von Äthiopien stattete seine Leibgarde damit aus und ab 1955 ging die gerade gegründete Deutsche Lufthansa mit ihnen sogar in die Luft – mit dem Besteck aus der Solinger Manufaktur Carl Pott. Auf „100 eigenwillige Jahre“ blickt das 1904 gegründete Familienunternehmen zurück – so heißt auch die Ausstellung, die noch bis zum 7. August in der fünften Etage im KaDeWe zu sehen ist. Zur Eröffnung plauderte Hannspeter Pott – die dritte Generation des Unternehmens – amüsant aus der Firmengeschichte. Das Credo seines Vaters Carl Pott: „Wo nichts Neues entsteht, geht es bald zu Ende“ wird KaDeWe-Chef Patrice Wagner gefreut haben, lässt er doch gerade das Haus auffrischen. Die Lufthansa gab allerdings nur 13 Jahre sogar ihren Economy-Passagieren ein Pottbesteck in die Hand – 1968 wurde es dem Bundesrechnungshof zu teuer. Auf 200 Stück limitiert kann man es jetzt nochmals erwerben und nachempfinden, wovon Barbara Boday im KaDeWe schwärmte. Ideal sei das Pott-Bordbesteck gewesen. Klein und handlich, mit Gabeln, die richtig pieksten und Löffeln in der richtigen Größe. Die 65-Jährige, die zum Pott-Jubiläum eigens aus Frankfurt gekommen war, muss es wissen. Im Juli hört sie nach 44 Jahren bei der Lufthansa auf – 15 davon war sie als Stewardess weltweit im Einsatz. Ihre in Berlin stationierten jungen Nachfolgerinnen Claudia Pastor und Grit Labitzki legen statt Pott nur noch Plastik auf – am Donnerstagabend waren sie trotzdem begehrte Foto-Objekte. Zwischen all dem Bauhaus verpflichteten Pott-Design, das es bis ins MoMA nach New York schaffte, zeigten sie unter ihrer Pillbox in Dunkelblau und Türkis, was die Lufthansa in den 50er und 60ern drauf hatte. hema

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