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Wer schreibt, bleibt. Autorin Monika Zimmermann, Staatsminister Rainer Robra, Moderator Klaus Rost.

© Elisabeth Binder

Alles frei erfunden: Monika Zimmermann stellt neues Buch in Berlin vor

Den Politikbetrieb verarbeitet die frühere Chefredakteurin lieber im Roman. Am Montagabend präsentierte ihr neues Buch „Viel Lärm und nichts“.

So gründlich wie Monika Zimmermann haben wohl nur wenige den Medien- und Politikbetrieb auf gegensätzlichen Seiten studiert. Nach der Wende arbeitete sie als Chefredakteurin bei der Neuen Zeit, dem Tagesspiegel, dem Westfälischen Anzeiger, dem Münchner Merkur und der Mitteldeutschen Zeitung, bevor sie als Abteilungsleiterin in die Staatskanzleien von Sachsen-Anhalt und Sachsen wechselte, um als Regierungssprecherin für die jeweiligen Ministerpräsidenten in zu arbeiten.

Nichts Medienmenschliches ist ihr also fremd, da erscheint es folgerichtig, dass sie ihrem im Mitteldeutschen Verlag erschienenen neuen Buch „Viel Lärm und nichts“ die Form des Romans gegeben hat, weil die selbst durchaus auch streitbare Autorin genau weiß, „dass sich immer jemand auf den Schlips getreten fühlt“.

Bei der Buchvorstellung am Montagabend in der Landesvertretung Sachsen-Anhalts weist sie vorsichtshalber gleich am Anfang darauf hin, dass „Personen und Handlung frei erfunden sind“. Manches an Eitelkeit und persönlicher Unfehlbarkeitseinschätzung wird ihr bei den vielen unterschiedlichen Karrierestationen wohl mehr als einmal live begegnet sein.

Das kommt ausführlicher im Gespräch mit Staats- und Kulturminister Rainer Robra (CDU) heraus, der in Sachsen-Anhalt die Staatskanzlei leitet.

Dass sie am Ende doch immer Journalistin geblieben ist, wird deutlich an den mit kaum verborgener Ironie geschilderten Amtsvorgängen, am Aufträge-Stakkato des Chefs der Staatskanzlei: „Roadmap erstellen, Zeitplan ausarbeiten, Gutachten in Auftrag geben, Telefonschaltkonferenz verabreden, Hessen gewinnen, Thüringen ausbremsen…“.

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Und dass in der Hierarchie jeder eine eigene Farbe hat, um sein Häkchen zu setzen, lila die Abteilungsleiter, rot der Amtschef, grün der Oberboss, darüber hat die gelernte Journalistin, hier die fiktive Lisa, die sich im Maschinenraum der Regierung „ins kalte Wasser geschmissen fühlt und ziemlich schwimmt“, offenbar doch sehr gestaunt.

Komponenten verschiedener Persönlichkeiten

Obwohl eigentlich Klaus Rost, der ehemalige Chefredakteur der Märkischen Allgemeinen, die Veranstaltung moderiert, hält die Autorin es nur eine gewisse Zeit lang aus, selbst keine Fragen zu stellen. „Habe ich übertrieben?", platzt es schließlich aus ihr heraus. Der Alltag sei manchmal stinklangweilig, räumt Rainer Robra ein, der zuvor schon über die Freiheit des Roman-Schriftstellers zum Spiel mit Materialien und Komponenten verschiedener Persönlichkeiten gesprochen hatte. „Sie haben es zugespitzt.“

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Am Ende wollten etliche Zuhörer dann auch noch lauter Fragen stellen, obwohl der Wein aus Sachsen-Anhalt schon auf sie wartete. Zu viele Gedankenanstöße waren in die Runde geworfen worden. Die Verfälschungen der Shitstorms, der Drang der Medien, immer schneller zu werden, den Monika Zimmermann für falsch hält, weil er auf Kosten der Gründlichkeit gehe, die zunehmende Durchlässigkeit von Hintergrundgesprächen oder auch Ministerpräsidentenkonferenzen mit dem notgedrungen einhergehenden Vertrauensverlust sind nur einige davon.

Es geht um Bürokratenkauderwelsch, darum, Mehrheiten zu schmieden, statt Lösungen zu finden. Vor allem geht es um den ganz normalen Wahnsinn im Politik- und Medienbetrieb, der fiktiv verfremdet und entlarvt wird.

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