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Mit Herz und Leidenschaft für Europa: Martin Schulz

© imago/Wallmüller

„Alles Gute zum Europatag“ auf Kassenbons: Martin Schulz wirbt für neues „Gruß-Ritual“

Wie der überparteiliche Verein „Tu was für Europa“ an der Supermarkt-Kasse, in Stadien und Zügen den Europatag am 9. Mai bekannter machen will.

Martin Schulz sieht es immer noch als größten Fehler, dass er sich im Bundestagswahlkampf 2017 von all den Beratern und SPD-Strategen als Kanzlerkandidat so hat glattschleifen lassen, dass sein Markenkern verschwand. Europa, das ist sein Lebensthema und damit begeisterte er, bevor ihm ein Programm übergestülpt wurde, das nicht recht zu ihm passte. Mit der politischen Bühne in Berlin konnte er nie so viel anfangen wie mit Brüssel, von 2012 bis 2017 war der frühere Bürgermeister von Würselen Präsident des Europäischen Parlaments. Und so treibt er parallel seit einiger Zeit mit Mitstreitern ein neues Europa-Projekt voran.

In Berlin wurde 2019 der überparteiliche Verein „Tu was für Europa“ gegründet, es war kurz vor dem damaligen Europatag ein fulminanter Auftakt, mit hunderten Gästen, Europahymne und einem gemeinsamen Spaziergang zu dem in den Europafahnen illuminierten Hauptbahnhof. Schulz zitierte den Philosophen Edmund Burke: „Für den Triumph des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun.“ Zu den Gründungsmitgliedern gehören neben Schulz unter anderem die Grünen-Europapolitikerin Franziska Brantner und der TV-Moderator Klaas Heufer-Umlauf. Schirmherrin ist Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), Vorsitzender des Beirats der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff.

Das Ziel: Den 9. Mai bekannter machen

Der 9. Mai sei der Jahrestag der Grundsteinlegung der Europäischen Einigung, die dem Kontinent seitdem Frieden, Freiheit, und Wohlstand gebracht hat, betont Schulz. Am 9. Mai 1950 hatte der französische Außenminister Robert Schuman eine visionäre Rede und ein Plädoyer für eine neue politischen Zusammenarbeit in Europa gehalten, die Kriege zwischen den Staaten verhindern solle. Er schlug als ersten Schritt die Bildung einer Gemeinschaft zur Produktion von Kohle und Stahl vor, das mündete dann in der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, der Grundstein der heutigen EU. Schulz scheidet im Herbst aus dem Deutschen Bundestag als Abgeordneter aus, er ist inzwischen Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Schulz' Mission ist es nun, dass der Europatag, der an diesem Sonntag wieder begannen wird, gerade nach diesen Herausforderungen der Pandemie bekannter und geschätzter wird. Daher will er, dass sich ein „Europa-Gruß“ etabliert. „Wenn sich alle Menschen am 9. Mai ’Alles Gute zum Europatag!’ wünschen, dann hätten wir erreicht, dass der Tag bekannt ist“, betont Schulz.

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Der von Martin Schulz gegründete Verein "Tu was für Europa" wirbt für den Europatag: Hier 2019 im Hauptbahnhof Berlin.
Der von Martin Schulz gegründete Verein "Tu was für Europa" wirbt für den Europatag: Hier 2019 im Hauptbahnhof Berlin.

© picture alliance/dpa

Der Europa-Gruß soll auf Kassenbons und Anzeigetafeln erscheinen

Martin Schulz ist Martin Schulz - und der kennt halt mit seiner rheinländischen Art viele Leute. Und so wird seine Europa-Gruß-Offensive am Wochenende in vielfacher Form auftauchen:

Am 7. und 8. Mai wird der Gruß auf allen Kassenzetteln von Rewe-Supermärkten erscheinen; es wird ein Statement des 1. FC Köln als Fernseh-Bandenwerbung beim so wichtigen Heimspiel gegen den SC Freiburg am Sonntag geben. Prominente wie Iris Berben, Linda Zervakis und Ulrich Matthes unterstützen zudem die Aktion. Der Post-Tower in Bonn lässt den Gruß in allen EU-Amtssprachen erstrahlen, ebenso wird die komplette Front des Berliner Hauptbahnhofs mit diesem Gruß bestrahlt. Dazu wird der Text „Alles Gute zum Europatag“ über soziale Medien im „Berliner Fenster“ der BVG ausgespielt. Vor allem aber die Bahn soll die Botschaft unter das Volk bringen: Als Durchlauftext auf 4600 Anzeigetafeln auf Bahnhöfen und auf Zug-Monitoren in 60 ICE.

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Schulz hatte schon bei der Auftaktveranstaltung 2019 Bahnchef Richard Lutz im Boot, schließlich stehen die Bahnen für grenzüberschreitende Kooperationen in Europa - daher werden, auch zum Wohle des Klimas, die Nachtzugstrecken ausgebaut. Auch wenn die Bahn keine neuen Schlafwagen anschafft und nur Partner ist: Geplant sind mehrere neue Nightjet-Linien unter Führung der Österreichischen Bundesbahn: Ab Dezember sollen Wien–München–Paris und Zürich–Köln–Amsterdam, ab Dezember 2022 Zürich–Rom starten. Im Dezember 2023 folgt Berlin-Brüssel-Paris.

Schulz wurde in seinem Wahlkampf anfangs mit einem Zug in Verbindung gebracht, weil die Umfragewerte so hochschossen. Er kennt die Auf und Abs, immer wieder sorgt er sich, dass das Projekt Europa nicht ausreichend geschätzt wird, mit seinem Verein setzt er darauf, dass in diesen fragilen Zeiten der Zusammenhalt und das Bewusstsein für die Bedeutung eines gemeinsamen Europas wächst. Und sei es nur, wenn man sich „Alles Gute zum Europatag wünscht.“

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