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Berlin: Als der Klempner noch Kochtöpfe emaillierte - Handwerksbetrieb feiert 150-jähriges Bestehen

Maike und Dietmar Neumüller führen in fünfter Generation den vermutlich ältesten Handwerksbetrieb Köpenicks. Genau heute vor 150 Jahren eröffnete Maike Müllers Ururgroßvater Friedrich-August ein Klempnergeschäft an der einstigen Friedrichstraße 97 (nahe dem jetzigen Katzengraben).

Maike und Dietmar Neumüller führen in fünfter Generation den vermutlich ältesten Handwerksbetrieb Köpenicks. Genau heute vor 150 Jahren eröffnete Maike Müllers Ururgroßvater Friedrich-August ein Klempnergeschäft an der einstigen Friedrichstraße 97 (nahe dem jetzigen Katzengraben). 52 Jahre Jahre lang wurden dort Rohre gefertigt und sogar Töpfe repariert.

Als Georg Müller das Geschäft seines Vaters übernahm, verlegte er es 1902 in die Rudower Straße, wo noch heute die Firma sitzt. Maike Neumüller hat in den vergangenen Wochen aus Anlass des Jubiläums ein festliches Wandbrett gestaltet: Historische Fotos, Urkunden und Meisterbriefe ihrer Vorfahren wurden unter einer goldfarbenen "150" platziert. "Meine Mutter hob die alten Sachen auf", freut sich die 44-jährige Köpenickerin. "Ich finde es spannend, in den Unterlagen zu wühlen." So erfuhr sie während ihrer Recherche im hauseigenen Archiv, dass die Firma beispielsweise in den 20er Jahren die Filmfabriken Kodak und Berlofot mit Entlüftungsanlagen ausrüstete. Das war in der Zeit, als wieder ein Generationswechsel stattgefunden hatte, und die Söhne von Georg Müller das Unternehmen führten.

Ende der 40er Jahre heiratete die Tochter Lore Müller dann Gerhard Guthke, der daraufhin das Installationshandwerk erlernte. So unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gab es ein für heute kaum vorstellbares "Produktionsprofil". Es wurden nicht nur Kochtöpfe gefertigt und emailliert, sondern auch kleine Öfen hergestellt und aus Trockenkartoffelbehältern Weißblech für Dächer gewonnen. Die Firma schweißte übrigens auch die Rohre für die Köpenicker Dammbrücke.

Seit Ende der 80er Jahre führen Maike und Dietmar Neumüller das Unternehmen. Herr Neumüller musste dafür umlernen, denn bis dahin hatte er als Architekt gearbeitet. Bereut haben beide ihre Entscheidung aber nie. "Es ist eine abwechslungsreiche Arbeit", sagt Dietmar Neumüller. Und auch wenn er nach der Wende seinen Maschinen- und Werkzeugpark rundum erneuerte - eine Rohrzange aus dem 19. Jahrhundert ist noch in seiner Werkstatt zu finden. Manchmal setzt er sie noch bei Bleileitungen ein. Die meisten Stammkunden sind in Köpenick beheimatet. Auch für den aktuellen Großauftrag müssen die Handwerker nicht allzuweit fahren: Direkt in der Altstadt, an der Freiheit 15, wird derzeit das Stadttheater Köpenick saniert. Und die Jubiläumsfirma ist für die Sanitäreinrichtungen zuständig.

bey

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