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Berlin: Als erstes Geschenk ein Werkzeug-Set

Von Maren Sauer Eigentlich hatten im letzten Frühling beide die Nase voll vom anderen Geschlecht. Danijela Poeplau wollte ihre eigenen vier Wände und das Single-Dasein genießen.

Von Maren Sauer

Eigentlich hatten im letzten Frühling beide die Nase voll vom anderen Geschlecht. Danijela Poeplau wollte ihre eigenen vier Wände und das Single-Dasein genießen. Und Dimitri Godard hatte keine Lust, eine weitere gescheiterte Beziehung in seinen Erfahrungsschatz einzureihen. „Wir hätten uns wohl niemals kennen gelernt, wenn nicht mein Motorrad kaputt gegangen wäre“, sagt die Berlinerin.

Das geschah im südfranzösischen Toulouse. Wo das Fahren oder Besitzen schwerer, chromblitzender Maschinen nach wie vor eine Männer-Domäne ist. Deshalb fiel Danijela dem 24-jährigen Dimitri sofort auf, als sie auf ihrer 600-Kubik-Maschine auf den Hof seiner Werkstatt rollte. Kaum abgestiegen, legte die junge Frau los, begann, im damals noch recht holperigem Schul-Französisch, zu philosophieren: über den Schaden, die Ursache und Wirkung. Dimitri hörte schmunzelnd zu, bevor er sich an die Arbeit machte. Die nächste Überraschung ließ nicht lange auf sich warten: „Als ich Dimitri bat, mir ein Werkzeug-Set zusammen zu stellen, mit dem ich kleine Pannen selbst beheben kann, war er wirklich völlig perplex.“

Dimitri reagierte prompt. Das Do-It-Yourself-Kit sei ein Geschenk, lautete sein Angebot – wenn er sie zum Essen einladen dürfe. „Ich fand das zwar süß“, sagt die 27-Jährige, „war aber nicht daran interessiert, ewig lange mit ihm in einem Restaurant zu sitzen.“ Stattdessen lud sie den Franzosen in ein Café ein.

Fünf Stunden später waren der Motorradmechaniker und die Tänzerin – sie war gerade von der hiesigen Staatsoper zum Ensemble des Capitol de Ballett in Toulouse gewechselte – ein Paar. Dass er ihre ebenso hart erarbeitete wie sehnsüchtig erträumte Bühnen-Karriere relativ leidenschaftslos verfolgt, sei nie ein Problem gewesen. Ganz im Gegenteil: „Es ist total bereichernd, durch ihn Leute kennen zu lernen, die gar nichts mit dem Tanzen zu tun haben und über völlig andere Themen zu reden.“ Zudem reagiere Dimitri goldrichtig, wenn bei ihr wieder einmal die Ängste, zu dick zu werden, Oberhand gewinnen. Dimitri ist jedenfalls ein begeisterter Esser, ein Anhänger des Savoir-Vivre. Eines allerdings bereitet Danijela Probleme: sich mit Dimitris Aktivitäten als Motorrad-Rennfahrer zu arrangieren. „Ich würde zwar auch gerne mal mit meiner Maschine über die Strecke kurven, aber bei Rennen wäre mir das Verletzungsrisiko doch zu groß.“

Nachdem das Paar in der Nähe von Toulouse sein Traumhaus gefunden hatte, beschloss es zu heiraten. „Dass das allerdings trotz der EU-Bestimmungen so kompliziert werden würde, hätten wir nicht gedacht.“ Egal, welche Dokumente Danijela Poeplau durch kostspielige Telefonate oder zeitaufwendigen Schriftverkehr hier beantragte und nach Südfrankreich schicken ließ – immer fehlte irgendetwas, war irgendetwas nicht korrekt ausgefüllt oder abgestempelt. „Am Schluss wäre die Hochzeit fast an meinem Ehefähigkeitszeugnis gescheitert“, sagt Danijela. Weil man sie viel zu spät über den Unterschied zwischen einer einfachen und einer erweiterten Meldebestätigung informiert habe, von denen nur letztere den Ledigen-Status und damit die Ehefähigkeit dokumentiert.

Drei Wochen vor dem Trauungstermin wurde ihr das Dokument endlich zugestellt. Eigentlich eine Woche zu spät. Doch die französischen Behörden ließen Kulanz walten. Und die Godards sagten: Oui.

HOCHZEIT DER WOCHE

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