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Berlin: Als es Rosinen regnete

Sat 1 feiert im Flughafen Tempelhof die Premiere seines TV-Zweiteilers „Die Luftbrücke“ Der erste Film über die Blockadezeit entstand 1949, mit Montgomery Clift als Star

Rosinen ohne Liebe – die schmecken nicht. Gut, in einem Dokumentarfilm über die Luftbrücke könnte man sich aufs Politische und Technische beschränken und das, was die wackeren Helden des Himmels privat so getrieben haben, diskret weglassen. Aber ein Spielfilm, sei er für einen Abend im Kino oder für zwei Abende vor dem Fernseher produziert, funktioniert nach anderen Regeln. Zwischenmenschliches ist gefragt, Gefühle, Leidenschaften und was daraus folgt. Das war 1949 so, als mit „The Big Lift“ der erste Film über die Luftbrücke gedreht wurde, es galt 1987, als fürs ZDF „Rosinenbomber“ entstand, und es gilt auch jetzt bei Sat 1, das am 27. /28. November, jeweils um 20.15 Uhr, mit „Die Luftbrücke – Nur der Himmel war frei“ die Zuschauer vor den Bildschirm locken will.

Solch eine mediale Großtat geht nicht ohne prominentenbestückte Premiere mit geladenen Gästen. Dafür einen Ort zu finden, war nicht schwer: Am Dienstagabend bittet der Sender in den Hangar 2 des Flughafens Tempelhof. In der Nachbarhalle waren im März zentrale Szenen des Himmelsdramas entstanden, die Produzenten, Nico Hofmann und Ariane Krampe von der teamWorx Television & Film GmbH, hatten damals zum Setbesuch gebeten. Die wichtigsten Requisiten standen in Tempelhof ohnehin bereit: die zweimotorige DC-3 des Air Service Berlin und die viermotorige DC-4, die sonst am Columbiadamm steht. Einen weiteren Rosinenbomber hatte man sich von einem Aeroclub in Schweden ausgeliehen, den Rest der Luftflotte lieferte der Computer. Das unter der Regie von Dror Zahavi in zweimal 90 Minuten erzählte Drama mischt Luftbrückengeschichte mit Liebeslust und teilweise historisch verbürgtem Personal. Ulrich Tukur ist die Lichtgestalt General Lucius D. Clay. Er rühmte an der Rolle, dass er endlich mal eine alliierte statt einer deutschen Uniform tragen durfte. Heino Ferchs Figur dagegen, General Philipp Turner („eine Rolle zwischen Leidenschaft, Verzicht, Disziplin, Erfindergeist“) ist fiktiv, nachempfunden William H. Tunner, dem Organisator der Luftbrücke. Bettina Zimmermann spielt seine Geliebte Luise, Ulrich Noethen ihren für tot erklärten, zur Unzeit aus der Gefangenschaft zurückkehrenden Ehemann Alex.

Ohne solche Liebesdinge kamen auch die anderen Luftbrücken-Filme nicht aus: In „Rosinenbomber“, 1987 von Regisseur Eberhard Itzenplitz fürs ZDF gedreht, nach einem Drehbuch von Will Tremper und mit Joseph Vilsmaier hinter der Kamera, spielt Barbara Schöne das obligatorische, in einen Amerikaner verliebte „Fraulein“, an der Seite von Horst Pinnow, Ralf Zacher und Carl Raddatz. Bei „The Big Lift“, unter Regisseur George Seaton 1949 in Berlin entstanden, hieß der Star Montgomery Clift. Der von ihm gespielte Flugingenieur Danny MacCullough gerät leider an ein deutsches Luder, das nur nach Amerika kommen will. Enttäuscht kehrt er in die Staaten zurück, ein in der gekürzten deutschen Fassung aber umgedrehter Schluss: Danny zeigt Verständnis, zuletzt liegt man sich in den Armen. Der deutsche Titel klang auch eher nach Lustspiel als nach Heldensaga: „Es begann mit einem Kuss“.

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