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Berlin: Alte Stasi-Zentrale: Kampf um Erich Mielkes Büro

Das Gebäude ist grau und alt. Seine eigentliche Funktion hat das Haus 1 in der Lichtenberger Normannenstraße verloren.

Das Gebäude ist grau und alt. Seine eigentliche Funktion hat das Haus 1 in der Lichtenberger Normannenstraße verloren. Die Staatssicherheit der DDR, die hier einst ihr Hauptquartier hatte, wurde im Januar 1990 vom Volk vertrieben. Bürgerrechtler besetzten die Machtzentrale und sicherten die Stasi-Akten. Inzwischen sind drei Stockwerke zu einem Museum umgebaut worden, kleine Opfervereine sitzen hier unter einem Dach. Doch das Haus ist sanierungsbedürftig, die Sanitäranlagen sind alt. Der Paternoster zwischen den Stockwerken steht still.

Der Umbau in eine moderne Gedenkstätte kostet allerdings Geld - von bis zu 30 Millionen Mark ist die Rede. Wer das bezahlen soll, ist bislang unklar. Wer danach in die Räume ziehen soll, auch. Zwei wissenschaftliche Kommissionen beschäftigen sich derzeit mit der zukünftigen Nutzung von Erich Mielkes Diensträumen. Eine Konzeption in Auftrag von Land und Bund soll demnächst an Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin übergeben werden. Ein anderes Gutachten im Auftrag der im Haus ansässigen Opferinitiativen wurde am Mittwoch vorgestellt. Tenor: Das Gebäude soll erhalten bleiben, die Aufarbeitung muss weitergehen.

"Die Aufklärungsarbeit am authentischen Ort muss fortgesetzt werden", forderte Klaus Schroeder vom Forschungsverbund SED-Staat, der am Gutachten beteiligt war. Das Haus dürfe nicht "unter dem Vorwand der Totalsanierung" aufgelöst werden. Gedenkstättenchef Bernd Lippmann forderte, die Stasi-Zentrale als Lernort der Demokratie zu erhalten. Derzeit besuchen etwa 60 000 Besucher pro Jahr die Gedenkstätte, in der Abhöranlagen der Stasi, das Mielke-Dienstzimmer und versteckte Kameras zu sehen sind. Im Haus arbeiten auch eine Mediathek mit Dokumenten der DDR-Geschichte sowie mehrerer Vereine zur Opferberatung. Diese haben in den vergangenen zehn Jahren mehr als 40 000 Verfolgte der SED-Diktatur betreut. Gefördert wird diese Arbeit durch zeitlich begrenzte Projektmittel von Bund und Land.

Um die weitere Finanzierung und den Status der Verbände in der einstigen Stasi-Zentrale zeichnet sich nun Streit zwischen SED-Opfern und Berlin ab. Der Landesbeauftragte für Stasi-Unterlagen, Martin Gutzeit, dessen Amt an der bisherigen Projektförderung der Initiativen beteiligt ist, war am Mittwoch nicht anwesend. "Die Initiativen werden nicht aus dem Haus geworfen", sagte Gutzeit, der in der Kommission von Bund und Land sitzt. Nach einer aufwändigen Sanierung des Hauses müsse aber ein "angemessener institutioneller Rahmen" geschaffen werden. Wie der aussieht, darüber dürfte in den nächsten Monaten ein heftiges politisches Tauziehen einsetzen.

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