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Niedrige Renten und steigende Mieten: Laut der Studie haben viele Rentner Sorge um bezahlbaren Wohnraum.

© Malte Christians/dpa

Altern in Berlin: Rentner von finanziellen Sorgen geplagt

Die Angst vor Altersarmut beeinträchtigt die Lebensqualität. Das betrifft insbesondere ältere Menschen in Berlin und Brandenburg, wie eine neue Studie zeigt.

Von Sandra Dassler

Im fortgeschrittenen Alter sollten Berliner und Brandenburger besser gen Westen ziehen. Zu diesem Schluss könnte man angesichts einer Studie kommen, die Wissenschaftler jetzt vorgestellt haben. Danach haben Rentner im Saarland bundesweit die besten Lebensbedingungen, dicht gefolgt von Bremen und Niedersachsen. Ganz weit hinten landen die ostdeutschen Bundesländer – und Berlin.

Im sogenannten „Good Aging Index“ haben die Sozialwissenschaftler Jürgen Bauknecht und Uwe Remer-Bollow im Auftrag der Initiative „Sieben Jahre länger“ der deutschen Versicherer die Verhältnisse anhand von 30 Faktoren bewertet . Diese lassen sich in die Bereiche „gesundes Altern/Wohlbefinden“, „finanzielle Sicherheit“ und „soziale Teilhabe“ einordnen.

Steigende Lebenskosten und Mieten

Das schlechte Abschneiden von Berlin – noch zwei Plätze hinter dem besten neuen Bundesland Brandenburg beruhe vor allem auf der mangelnden finanziellen Sicherheit, sagte Thomas Richter von der Initiative „Sieben Jahre länger“ am Montag dem Tagesspiegel. „Während Berlin beim Thema gesundes Altern und soziale Teilhabe durchaus im Mittelfeld liegt, belegt es in Sachen Finanzen den vorletzten Platz“. Warum das so sei, habe die Studie nicht untersucht, sagte Richter: „Man kann sich aber denken, dass niedrige Löhne zu niedrigeren Renten führen und dazu noch der vergleichsweise niedrige Immobilienbesitz kommt.“ Daraus resultiere die Sorge um bezahlbaren Wohnraum im Alter, was die Lebensqualität schon sehr beeinträchtigen könne.

Das sieht Regina Kneiding, die Sprecherin der Sozialverwaltung, genauso: „Schlecht bezahlte Arbeit, mehrere Minijobs, Ausweitung des Niedriglohnsektors – mit all‘ dem hat Berlin massiv zu kämpfen. Dazu kommen steigende Lebenskosten und Mieten. Wenn wir nicht massiv gegensteuern, wird dies zu noch größerer Altersarmut führen“, sagte Kneiding. Nicht zuletzt deshalb setze sich Berlin für eine deutliche Erhöhung des Mindeslohns ein. „Nur gut bezahlte Jobs garantieren eine gut bezahlte Rente“, sagte Kneiding.

Brandenburg schneidet besser ab als Berlin

Dass Berlin im Bereich „gesundes Altern“ besser abschnitt, führt der Sprecher der Gesundheitsverwaltung, Christoph Lang, unter anderem auf das gut ausgebaute System der ambulanten Hilfen zurück. „Dadurch können ältere Berliner länger als anderswo in ihrem vertrauten häuslichen Umfeld bleiben“, sagt er: „Jeder Bezirk hat drei Pflegestützpunkte und die öffentliche Hand unterstützt viele Angebote.“

Die Studie umfasst sowohl objektiv messbare Kriterien als auch solche, die auf der Selbsteinschätzung der Befragten beruhen, heißt es in der Pressemitteilung. In die Bewertung flossen außerdem die fernere Lebenserwartung ab 60 mit ein, die Qualität der Pflegeheime, das verfügbare Einkommen der Rentner, ihr Gesundheitszustand sowie ihr Kontakt zu Freunden oder Familie.

Dass Brandenburg von allen östlichen Bundesländern am besten abschnitt und gleichauf mit Rheinland-Pfalz liegt, führen Politiker in Potsdam vor allem darauf zurück, dass das Land zum einen von der Berlin-Nähe profitiere, zum anderen aber durch die ländliche Struktur vielen Menschen die Möglichkeit biete, sich ein eine eigene Wohnung oder ein Haus zu leisten.

Ob die Studie in den nächsten Jahren fortgesetzt wird, stehe noch nicht fest, hieß es von den Organisatoren.

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