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Berlin: Altkanzler Kohl entzündet ein Licht für Diepgen

Der Gast ist spät dran, und deswegen erzählt der Conferencier eine kleine Geschichte, „denn Sie fragen sich sicherlich, warum Helmut Kohl hierher zu uns gekommen ist nach Neukölln in die Gropiuspassagen. Nun, er will seinen langjährigen Freund Eberhard Diepgen als Kandidaten der Neuköllner CDU zu unterstützen“.

Der Gast ist spät dran, und deswegen erzählt der Conferencier eine kleine Geschichte, „denn Sie fragen sich sicherlich, warum Helmut Kohl hierher zu uns gekommen ist nach Neukölln in die Gropiuspassagen. Nun, er will seinen langjährigen Freund Eberhard Diepgen als Kandidaten der Neuköllner CDU zu unterstützen“. Das ist in der Tat eine interessante Geschichte, denn so gute Freunde waren sie die beiden eigentlich nie. Der frühere Regierende Bürgermeister hat dem Altkanzler nie so recht den schnellen Abbau der BerlinZulagen und damit den Weg in die Schuldenfalle verziehen.

Papperlapapp, wird Kohl später sagen. Diepgen habe die Interessen Berlins vertreten, er die des Bundes, und an diesem Freitagabend gehe es nur um die CDU. Zum Zeichen der Versöhnung widmet er Diepgen seinen einzigen Berliner Auftritt im Bundestagswahlkampf. Der wichtigste Satz seiner Rede ist ein Geschenk für Angela Merkel: „Nicht jeder, der aus Bayern kommt, weiß, was es hier für Probleme gibt.“ Alles klar, Herr Stoiber?

Um die 300 Menschen stehen auf, als Kohl ans Rednerpult tritt, sie rufen „Helmut, Helmut“ und applaudieren drei Minuten am Stück. Kohl ist gerührt, er hebt die gefalteten Hände und verbeugt sich. Kohl spricht frei und leise. Wenn das Publikum bei komplizierten Passagen wie der Steuerreform, dem Wirtschaftswachstum und der europäischen Integration einzunicken droht, dann hebt er die Stimme, und die nächste Ovation schallt durch das Atrium des Einkaufszentrums.

Protest scheitert schon im Ansatz. Der Landesschülersprecher Alexander Freier hat es mit 20 Kollegen nicht an den Sicherheitskräften vorbei geschafft. Irgendwo wird gepfiffen, und dann segeln Spielgeldscheine durch das Atrium, es sollen die Jusos gewesen sein, aber Kohl pariert locker: „Erst brüllen sie, jetzt schmeißen sie mit Papier“, sollen sie doch. Nach einer guten halben Stunde ist Schluss, und Diepgen darf sich sonnen in dem Licht, das Kohl angeknipst hat. gol

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