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Berlin: Am Ende bleibt ein verwüstetes Kinderzimmer (Kritik)

Prolog Im Pool. Zwei Trockenschwimmer haben viel Spass beim Hechten und Hüpfen.

Prolog Im Pool. Zwei Trockenschwimmer haben viel Spass beim Hechten und Hüpfen. Doch dann ein Schrei: "Ich stüüürze!" Es ist Ikarus, der da schreiend stürzt. Er hat nicht auf seinen Vater Dädalus gehört und ist zu nah an die Sonne herangeflogen. Das Wachs, das seine Flügel aus Federn zusammenhielt, schmilzt. Die Schauspielerin Carla Bessa hat diese klassische Variante des Traums vom Fliegen in ihrem "Ikarusspiel" im Dock 11 neu inszeniert (noch bis zum 26. September jeweils 20.30 Uhr). Sie selbst ist mal Ikarus, mal Dädalus, mal stürzt sie, mal ist sie bestürzt. In einer ungeordneten Folge von Miniaturen tanzt und spielt sie eine Vielzahl von Variationen des Dramas durch. Besonders eindrucksvoll transportiert sie das Ein- und Abtauchen des Gestürzten ins Meer: Auf dem tiefblauen Teppich in der Mitte des Raums stützt sie eine Hand auf, und kreist geduckt darum, schließlich erhebt sie sich zu einem gekrümmten Kopfstand - ein harter Aufprall, ein qualvolles Versinken. Dazu spricht Carla Bessa (in blauem Kleid und mit Badekappe) Texte über den Ikarussturz aus verschiedenen Epochen, im Mittelpunkt steht Ovid. Begleitet wird Carla Bessa von Tobias Duschke, der einen leicht abwesend wirkenden Assistenten spielt. Er ist Stichwortgeber, Stütze und Soundproduzent im Hintergrund. In der Interaktion der beiden entsteht ein liebenswert-zarter Humor: Er holt ihr einen Eimer von der Decke, lässt sie hineinschauen- und singen, hängt ihr dann den Eimer um den Hals. Ikarus wird nicht ganz ernst genommen und so stürzen neben ihm auch allerei andere Dinge ab. Federn, Plastikvögel und Löffel fallen von der Decke. So entseht in dem schlichten Bühnenbild am Ende der Eindruck eines verwüsteten Kinderzimmers - die Spielenden hatten viel Spass.

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