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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender pflanzen mit Sonja Rinne eine Sonnenblume.

© dpa/Wolfgang Kumm

Am „Tag der Nachbarn“: Bundespräsident Steinmeier bedankt sich bei Berlinern für Corona-Hilfe

In der Coronakrise haben viele Berliner ihre fürsorgliche Seite entdeckt. Am „Tag der Nachbarn“ hofft der Bundespräsident, dass dies nun so bleibt.

Nachbarn in der Großstadt sind oft Unbekannte. Man trifft sich auf dem Gang, sagt „Hallo“ und geht weiter. Bei Sonja Rinne und Ines Wagner ist das anders. Sie wohnen Tür an Tür in einem Wohnblock im Hansaviertel in Mitte. Weil Ines Wagner nicht mehr gut gehen kann und alleine mit ihrem Hund Joker wohnt, hilft ihr die 31-jährige Sonja Rinne beim Einkaufen. „Für mich ist das ganz normal“, sagt sie. „Ich fände es komisch, ihr nicht zu helfen.“

Gefunden haben sich die beiden über das Nachbarschaftsportal nebenan.de. Was für sie schon länger Alltag ist, praktizieren viele Berliner erst seit der Corona-Pandemie. Sie helfen einander durch die Krise - musizieren in Hinterhöfen, backen Kuchen, führen den Hund der 80-jährigen Nachbarin Gassi oder deponieren Essen für Obdachlose an Gabenzäunen.

Der „Tag der Nachbarn“ feierte diese Solidarität am Freitag. Eigentlich hatte die nebenan.de-Stiftung dazu aufgerufen, Nachbarschaftsfeste zu veranstalten. 3.000 Aktionen waren berlinweit geplant, doch sie mussten wegen des Coronavirus ausfallen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte trotzdem zwei Initiativen: Die Nachbarinnen im Hansaviertel und die Stiftung „Jona“ in Spandau, die sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche fördert. Zuvor hatte er mit weiteren Engagierten telefoniert.

„Obwohl wir Abstand halten oder gerade deswegen ist es gelungen, eine neue Nähe aufzubauen, die es vor der Corona-Zeit nicht gab“, sagte der Bundespräsident. Gemeinsam mit Nachbarin Sonja Rinne pflanzte er eine Sonnenblume vor ihrem Wohnblock - als Dankeschön für die Hilfe. Viele Menschen hätten im Kleinen Großes geleistet, sagte Steinmeier. Vom Balkon guckten Ines Wagner und ihr Hund. „Die Nachbarn hier sind super“, rief sie dem Bundespräsidenten zu.

„Wir hatten viel mehr Hilfsangebote als Nachfragen“

Wie hilfsbereit die Berliner sein können, wenn es drauf ankommt, hat auch Heidi Graf von der Freiwilligen Agentur Pankow überrascht. Sie hatte ihre Erfahrungen dem Bundespräsidenten am Telefon geschildert. Mehr als 400 Menschen hatten sich bei ihr gemeldet und wollten helfen. „Wir hatten viel mehr Hilfsangebote als Nachfragen“, sagt sie. „Die meisten älteren Menschen wurden schon von Nachbarn und Verwandten versorgt. Auch das zeigt, wie groß die Solidarität war.“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender im Hansaviertel .
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender im Hansaviertel .

© dpa/Wolfgang Kumm

Nicht alle Menschen reagierten so positiv auf die Krise. „Corona ruft das Schlechteste und das Beste in den Menschen hervor“, hatte Steinmeier in einer Rede im April gesagt. „Manche fahren die Ellbogen aus, hamstern, denken nur an sich, andere helfen.“ Nun, am Tag der Nachbarn, gehe es ihm um das, was bleibt. Das Virus sei noch lange nicht überstanden. Er hoffe, dass die helfenden Nachbarn Geduld mitbringen. „Wir wollen die Solidarität in die Zeit nach Corona retten“, sagte er.

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Sonja Rinne will weiterhin bei nebenan.de aktiv bleiben. Die Stiftung hat nun einige Aktionen für Nachbarn zum Mitmachen online gestellt. Sie schlägt zum Beispiel vor, Jutebeutel mit Kuchen oder Grußkarten zu füllen und an Türklinken zu hängen oder im Hof Nachbarschaftskonzerte zu veranstalten. Damit sich niemand einsam fühlen muss.

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