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Berlin: Am Tiergarten ist noch Platz

Nach dem Einzug der Vereinigten Arabischen Emirate wollen nun auch die Griechen beginnen, ihre Botschaft wieder herzurichten. Ein Ortstermin im Botschaftsviertel

Das Diner wurde auf goldenen Tellern serviert. Diener in blauseidenen Fräcken und Eskarpins kümmerten sich um die Gäste, ihr Gesichtsausdruck unter den weißen Perücken war steinern. So beschrieb Bella Fromm in ihrem Tagebuch eine Party im Januar 1934. Die damalige Gesellschaftsreporterin des Ullstein-Verlags war zu Gast in der neuen italienischen Botschaft. Das Haus beeindruckte sie sehr: „Der elende Januar-Sprühregen war vergessen, sobald man die Halle betrat. Das rauhe nördliche Klima erschien hier wie ausgelöscht. Hier war sonniges Italien. Es war, als ob man in Venedig in einem der prächtigen Palazzi der Dogen wäre.“

Der Krieg und die anschließende Teilung Deutschlands und Berlins machten aus dem „elegantesten und vornehmsten Teil von Berlin“, wie Bella Fromm schrieb, lange Zeit ein verwunschenes Viertel. Die Botschaften an der Tiergartenstraße blieben verwaist. Gebäude, die nicht dem Boden gleich gemacht worden waren, verwitterten und waren vom Einsturz bedroht.

In diesem Zustand ist die alte griechische Botschaft, Nachbarin der wieder hergerichteten italienischen Vertretung, noch heute. „Achtung! Verletzungsgefahr wegen Baufälligkeit“ warnen Schilder an der verrammelten Fassade. Ein Teil des Dachs ist eingestürzt. Doch auch dieses Haus soll nun wieder zur Botschaft werden. Presseattaché Stavros Stathulopulos erklärt: „Zurzeit laufen die europaweiten Ausschreibungen, bis zum Jahresende sollen die Bauarbeiten beginnen.“ Damit zieht Griechenland mit Italien, Japan und Estland gleich, die ihre Botschaften am Tiergarten bereits hergerichtet haben. Die Esten, ebenfalls Nachbarn der Griechen, hatten ein ähnlich verwittertes Haus und haben es liebevoll restauriert. Die Griechen werden mit dem vorhandenen Platz im Altbau allerdings nicht mehr auskommen. „Es wird einen modernen Anbau geben“, sagt Stathulopulos, „aber die Fassaden zur Hildebrand- und Hiroshimastraße bleiben stehen.“ Dennoch werden hier nicht alle Abteilungen der Botschaft unterkommen können.

Das Konsulat ist am Wittenbergplatz, die Handelsabteilung in der Kurfürstenstraße, die Botschaft selbst derzeit in der Jägerstraße untergebracht. Auch wenn die Pläne ehrgeizig sind, glaubt der Attaché, dass seine Regierung mit den veranschlagten vier Millionen Euro für den Bau auskommt.

Auch wenn nun die Griechen anfangen zu bauen, sind noch längst nicht alle Grundstücke vergeben. Am Tiergartenrand ist noch Platz für weitere Botschaften. Ein Grundstück ist für die Türkei reserviert. Ihr gehört das baumbestandene Areal zwischen Italien und Südafrika. Früher stand hier die Vertretung des Osmanischen Reiches, und die Türkei als Rechtsnachfolgerin erhielt die Parzelle zurück. Derzeit befindet sich die Vertretung Ankaras versteckt in der Rungestraße in Mitte. Doch die Regierung hat nach Auskunft eines Sprechers der Botschaft das Geld nicht bereitgestellt, um einen prächtigen Neubau an der repräsentativen Stelle zu errichten. Es wird noch Jahre dauern, bis die Türken loslegen können. Platz für neue Botschaften gibt es auch auf dem Baufeld des Köbis-Dreiecks. Bisher entsteht hier nur die Deutschlandzentrale von KPMG. „Wir sind in Gesprächen mit einigen Ländern, die noch nicht in Berlin sind“, sagt Ralf Niggemann, Berliner Niederlassungsleiter des Projektentwicklers Hochtief. Welche das sind, sagt er nicht.

Unter den Botschaften, die jetzt noch in Bonn residieren, gibt es vor allem die einiger ärmerer afrikanischer Staaten wie Tschad, Niger und Guinea, aber auch die der beiden Golf-Emirate Oman und Katar. Sie könnten sich am Köbis-Dreieck wohl fühlen, denn zwei Nachbarn sind auch da. Bahrein hat neben der CDU-Bundeszentrale Büros gemietet und die Vereinigten Arabischen Emirate jüngst ihr Gebäude an der Hiroshimastraße fertig gestellt. Es wird also noch weitere Botschafts-Eröffnungen am Tiergarten geben. Glanzvolle Partys wie von Bella Fromm beschrieben inklusive.

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