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Stets zu Diensten. Klaus Wowereit, hier am Rande des Galadinners für die Porzellanmanufaktur KPM, bleibt weiterhin nur in Berlin eine politische Größe.

© DAVIDS

Am Wahlsonntag: Klaus Wowereits letzter großer Auftritt

Am Wahlsonntag zeigte Klaus Wowereit als Vize-Chef der SPD noch einmal auffällig Präsenz. Aber ein Job in der Bundespolitik ist nicht frei – und die Berliner SPD will keine große Koalition.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Am Sonntag, nach der Wahl, tobte Klaus Wowereit unermüdlich durch die Sender, saß abends noch bei Günther Jauch. Es war wohl das letzte Mal, dass der Vize-Parteichef der Sozialdemokraten den deutschen Fernsehzuschauern das Ergebnis einer Bundestagswahl erklären durfte. Denn Berlins Regierender Bürgermeister wird nach dem Bundesparteitag der SPD im November nicht mehr in der engen Parteiführung vertreten sein.

Das erklärt vielleicht die Hingabe, mit der Wowereit seine Partei vor den Kameras repräsentierte, der er im Wahlkampf seit August loyal diente. Nicht nur in Berlin, sondern auch in Hessen und vereinzelt in Bayern trat er als unterhaltsamer, gut gelaunter Redner auf. Durchaus engagiert, aber auch in stiller, oft larmoyant wirkenden Distanz zur eigenen Partei, der er einen Wahlsieg im Bund von Anfang an nicht zutraute, erst recht nicht mit dem Kandidaten Peer Steinbrück.

Klaus Wowereit verlässt im Herbst die bundespolitische Arena

Beide Parteifreunde konnten sich schon nicht leiden, als Peer Steinbrück Finanzminister in der Großen Koalition war und dem damals rot-roten Senat in den Verhandlungen über eine verbesserte Hauptstadtfinanzierung das Leben so schwer wie möglich machte. Das spielt nun keine große Rolle mehr. Der unterlegene Kanzlerkandidat wird vielleicht noch SPD-Fraktionschef im Bundestag – aber Wowereit verlässt im späten Herbst die bundespolitische Arena. Mit wem auch immer die Wahlsiegerin Angela Merkel eine neue Regierung bilden wird, Berlins Regierender Bürgermeister hat damit mit Sicherheit nichts zu tun. Seine früheren Bestrebungen, SPD-Kanzlerkandidat oder wenigstens Bundesminister zu werden, sind erfolglos geblieben. Daran wird sich auch nichts mehr ändern.

Tritt Klaus Wowereit 2016 noch mal bei der Abgeordnetenhauswahl für die SPD an?

Was Wowereit bleibt, ist der Titel des dienstältesten Landeschefs. Und die kokette Überlegung, bei der Abgeordnetenhauswahl 2016 für die SPD noch einmal anzutreten. Kürzlich sagte er, die rundliche Taille beäugend: „Vor dem nächsten Wahlkampf nehme ich wieder ab.“ Vor dem nächsten Wahlkampf? So, so. Berlins Regierungschef weiß aber auch, dass er sich mit der stramm linken Mehrheit im hauptstädtischen SPD-Landesverband arrangieren muss, um tatsächlich noch einmal kandidieren zu können. Das entscheidet sich voraussichtlich Ende 2015. So sieht es momentan aus, aber bei Wowereit weiß man ja nie.

Erst einmal keine personelle Veränderung in der Berliner SPD-Führung

Über personelle Veränderungen muss die Berliner SPD-Führung nach dieser Bundestagswahl 2013 aber vorerst nicht nachdenken. In Berlin fiel das Wahlergebnis relativ glimpflich aus, der Abstand zur mitregierenden CDU, die vom Merkel-Rausch kräftig profitierte, erhöhte sich geringfügig auf 3,9 Prozent. Das ist noch so etwas wie Augenhöhe. Die 2012 gewählte neue Parteiführung um Jan Stöß fühlt sich jedenfalls bestätigt in ihrem entschieden linken Kurs. Der Kampf um soziale Gerechtigkeit und bezahlbare Mieten habe der Berliner SPD einen „Achtungserfolg“ beschert, sagte Stöß.

Der Parteichef will, dass die Bundespartei in ganzer Breite auf diesen Kurs einschwenkt. Stöß macht sich auch Hoffnungen, im nächsten Parteivorstand einen Platz zu finden. Die Landesführung, die am Montag tagte, war sich weitgehend einig, dass die Berliner Sozialdemokraten den schweren Gang in eine Koalition mit der CDU im Bund keinesfalls mitmachen wollen. „Soll es Merkel doch mal mit den Grünen versuchen“, heißt es. Und das sagen nicht nur SPD-Linke, sondern auch Teile der Parteirechten.

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