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Berlin: Am Wochenende Krieger sein

Der Film

Wochentags sind sie Verkäufer, Polizist oder Fahrlehrer. Am Wochenende aber werden sie zu Kriegern. Dann tauschen sie ihre Alltagskleidung gegen Kampfmonturen. Mit überbreiten Schultern und schweren Helmen treten sie an, rammen wie Stiere gegeneinander, grölen, schwitzen, fluchen. Sie sind das Football-Team „Berlin Adler“ beim Kampf um den Titel „German Bowl“.

Ein Haufen Muskelprotze, die sich auf die Köpfe hauen, das ist der erste Eindruck. Doch der Film „Weekend Warriors“ geht tiefer. Ein halbes Jahr hat die Berliner Regisseurin Alexa Oona Schulz die „Adler“ begleitet, in der Umkleidekabine, beim Masseur, auf dem Spielfeld. Das Ergebnis: authentische Szenen, als sei die Kamera gar nicht dabei gewesen, der Traum jedes Dokumentarfilmers. Da brüllt der Teamchef die Mannschaft an, sie sollten spielen, als gebe es kein Morgen. Im nächsten Moment knien sie nieder, betend: die Bitte an Gott, er möge sie unverletzt lassen. Skurrile Szenen einer Sportart, die in Amerika an jeder High School gefeiert wird.

Die Handkamera bleibt den Spielern dicht auf den Fersen, so dicht, dass der Kameramann mehrmals vom Platz verwiesen wurde. Vier Spieler hat die Regisseurin auch privat ins Bild geholt. Im Alltag zeigen sie sich weniger kriegerisch: Dann sind auch die Schnitte langsamer, die Kamera ruht teilweise minutenlang auf den Gesichtern. Da ist Herbie, ein rundlicher, freundlicher Mann. Auf dem Spielfeld räumt er als dicker „Frontsoldat“ den Weg frei, privat ist er mehr der Typ „Softie“. Er arbeitet als Fahrlehrer, sucht seit Jahren nach der Traumfrau, die ein bisschen so sein sollte „wie Mama“. Das Warten vertreibt er sich mit Football-Videos und Schokopudding. Auch bei Tilo sind die Gegensätze groß: Im Elektrogeschäft der Eltern berät er geduldig beim Telefonkauf, auf dem Spielfeld lässt er den Killerinstinkt raus.

Erst wollte Schulz Cheerleader filmen, doch dabei stieß sie auf die Footballer. Ihr Film, mit kleinem Budget produziert, hat bei einem indischen Festival einen Preis gewonnen. „Weekend Warriors“ ist kein Sportfilm: Der Football ist eine gut gewählte Kulisse für die Geschichten der Spieler. Ihre Sportkleidung ist Kostüm, das Spielfeld eine Bühne. Jeder von ihnen hat die Ausrüstung schon mal zu Hause vor dem Spiegel anprobiert. Breite Schultern, schmale Hüften. Unbesiegbar, männlich sind sie – Herkules für die Dauer eines Spiels.

Weekend Warriors. D 2005, 93 Minuten, 16. bis 23. März im Cinemaxx am Potsdamer Platz, täglich 20 und 23 Uhr.

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