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Berlin: Ambulant oder stationär?

Gerade in der Augenheilkunde muss eine Behandlung nicht immer im Krankenhaus stattfinden

Immer mehr Behandlungen, die früher nur mit einer oder mehreren Übernachtungen im Krankenhaus durchgeführt werden konnten, sind heute auch ambulant möglich. Das gilt besonders für die Augenheilkunde. Doch welche Augenoperationen sollten besser stationär stattfinden und welche können auch ambulant ausgeführt werden?

Prinzipiell seien fast alle Eingriffe am Auge ambulant möglich, sagt Duy-Thoai Pham, Chefarzt der Abteilung für Augenheilkunde am Vivantes-Klinikum Neukölln. Das gilt etwa für die Eingriffe am Glaskörper, für Netzhautoperationen oder natürlich auch bei den Eingriffen zum Linsenaustausch bei Grauem Star, also einer altersbedingten Linsentrübung. „Es muss nur sichergestellt sein, dass der Patient nach der Operation eine weitere Behandlung erhält, nicht allein gelassen wird und im Fall der Fälle schnell medizinische Hilfe erreichbar ist“, sagt Pham.

Trotzdem finden noch sehr viele Behandlungen stationär im Krankenhaus statt. Und dafür gebe es auch gute Gründe, meint der Chefarzt. „Wenn der Patient zum Beispiel noch unter anderen Erkrankungen leidet, sehr alt ist oder es niemanden gibt, der nach der Operation auf ihn achtgeben kann, dann sollte man ihn zur Vorsicht etwas im Krankenhaus behalten.“ Denn es ist durchaus möglich, dass man bei Komplikationen, die nach jeder Operation auftreten können, schnell eingreifen muss.

So sind Patienten mit einem Grauer Star im Durchschnitt 75 Jahre alt. „Jeder Zweite von ihnen hat Herz- oder Gefäßerkrankungen und viele haben in dem Alter schon mal einen Herzinfarkt erlitten.“ Mit solchen Nebenerkrankungen sei eine stationäre Behandlung des Auges empfehlenswert.

Trotzdem lasse sich der ambulante Anteil an den Augenoperationen noch ausdehnen. „Jetzt ist das Verhältnis ambulant zu stationär etwa 60 zu 40“, sagt Pham. „Aber sicher sind um die 80 Prozent ambulante Eingriffe in der Augenheilkunde durchaus machbar.“ Und diese Zahl sei auch erreichbar. Schon allein deshalb, weil es inzwischen auch keine finanziellen Anreize mehr für ein Krankenhaus gebe, einen Eingriff wie eben die Grauer-Star-Operationen unbedingt stationär durchzuführen.

Und gerade hier ist die wachsende Zahl von ambulanten Eingriffen deutlich spürbar. Zum einen operieren immer mehr Kliniken den auch Katarakt genannten Grauen Star ambulant. Zum anderen sind auf diesem Feld inzwischen sehr viele niedergelassene Augenärzte aktiv. Allein in Berlin operieren sie jährlich bereits rund 22 000 altersgetrübte Linsen ambulant. Weitere 15 000 Eingriffe werden im Krankenhaus vorgenommen.

Im Dezember vergangenen Jahres beteiligten sich 22 ambulante Augenoperateure der Hauptstadt am Praxisvergleich des Tagesspiegels zum Thema Grauer Star. Dieser Praxisvergleich, ein erster Qualitätsvergleich von ambulanten Behandlungen, entstand in Kooperation mit Gesundheitsstadt Berlin und der Kassenärztlichen Vereinigung Berlins.

In vier dieser Praxen wurden im Jahr 2008 jeweils mehr als 2000 Operationen vorgenommen. Das zeigt die enormen Dimensionen. Im Juni wird dieser Praxisführer mit allen Ergebnissen als Buch erscheinen. Ingo Bach

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