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Berlin: Amerikanisches Heimspiel im alten Europa Michael Moore las vor 1500 Fans

in der Columbiahalle

Er schreit, und er wispert, er singt und brummelt, poltert und lacht. Mal ist er anklagender Agitator, mal guter Kumpel, und einmal schlüpft er gar in die Rolle des lieben Gott, der sich, na klar, von George W.Bush distanziert. Eine Lesung sollte es sein, zu der der USFilmemacher und Autor Michael Moore am Sonntag in Berlin war. Was der wuschelige Polit-Entertainer dann bot, war eine One-Man-Show, bei der Moore sein Talent zur Selbstinszenierung voll auslebte.

Zwei Mal nacheinander ist die Columbiahalle an diesem Sonntag ausverkauft. Wo sonst Rockbands spielen, steht Moore am kargen Lesetisch. Das Publikum empfängt ihn mit stehendem Applaus. Ein Heimspiel. Sein neues Buch „Volle Deckung Mr. Bush“ spielt nur eine Nebenrolle. Viel lieber plaudert Moore frei darüber, was in den USA alles schiefläuft, bedankt beim „alten Europa“, das sich dem Irakkrieg verweigert hat und warnt seine europäischen Zuhörer davor, ihre Sozialsysteme weiter abzubauen. Virtuos verrührt er Fakten und Fikitives, Wahrheiten und Witze. Der Mann mit der Baseballmütze spricht seinen Anhängern aus der Seele. „Er bringt die Dinge auf den Punkt und entlarvt die Lügen und Halbwahrheiten der Bush-Regierung“, freut sich Sozialarbeiter Tobias Schumann. „Er führt Missstände vor wie kein zweiter, recherchiert mutig und gegen Widerstände und hat einen tollen Humor“, sagt Finanzkaufmann Lars Hilgenfeldt. Und der Geschichts- und Englischlehrer Gerhard Balli freut sich, dass einer wie Moore „der pro-amerikanischen, unterwürfigen Mehrheitsmeinung in Deutschland etwas entgegensetzt.“ Zum Schluss, als das Publikum Fragen an den Pop-Literaten stellen darf, ruft einer ihm einfach nur zu: „Michael, we need you!“ lvt

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