zum Hauptinhalt

Berlin: Amoklauf angekündigt

Gericht sprach 18-jährigen Gymnasiasten wegen Störung des öffentlichen Friedens schuldig

Der Schüler hatte grausame Pläne im Internet bekannt gegeben. In einem Chatroom kündigte er vergangenen November einen Amoklauf an seiner Schule in Reinickendorf an. Entsetzte Mitschüler informierten einen Lehrer. Die Schulleitung reagierte sofort und schaltete die Polizei ein. Der Amoklauf im westfälischen Emsdetten lag noch keine Woche zurück. Dort hatte ein 18-Jähriger an seiner ehemaligen Schule 37 Menschen verletzt und sich dann selbst getötet.

Sieben Monate nach seiner Drohung stand der damalige Schüler des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums gestern vor einem Jugendgericht und erhielt – wie es Richter nennen –Weisungen. Die Polizei soll bei dem damals 17-jährigen Karl M. (Name geändert), der die elfte Klasse besuchte, eine „Black-List“ sowie Softair-Waffen gefunden haben. Auf seiner schwarzen Liste standen nach Angaben der Ermittler sechs Namen von Mitschülern, die mit Plus- oder Minuszeichen versehen waren. Als er im Chat einen Amoklauf ankündigte, soll er auch Emsdetten ins Spiel gebracht haben.

Karl M. wurde festgenommen, kurz darauf wieder in die Obhut seiner Eltern entlassen. Bei der Polizei war er zuvor noch nie aufgefallen. Mitschüler beschrieben ihn als unauffällig und intelligent. Sie sagten auch, er habe manchmal einen recht schwarzen Humor. Im Ermittlungsverfahren soll sich der Schüler dann auf einen Spaß berufen haben. Was er den Richtern sagte, wurde nicht bekannt. Die Öffentlichkeit war vom Prozess ausgeschlossen. Die Richter hätten „nicht die Erkenntnis erzielt, dass er die Tat tatsächlich umsetzen wollte“, erklärte Justizsprecher Sönke Volkens. Karl M. sei schuldig gesprochen worden – wegen Störung des öffentlichen Friedens und Vergehens gegen das Waffengesetz. Er habe richterliche Weisungen und Auflagen erhalten. Worum es sich dabei konkret handelt, wollte das Gericht nicht öffentlich machen. In der Regel handelt es sich bei solchen Weisungen um gemeinnützige Arbeit in der Freizeit, Entschuldigung bei Opfern oder einen sozialen Trainingskurs. K. G.

Zur Startseite