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Justizia.

© Helmut Vogler

Amtsgericht Tiergarten: Oma half Enkelsohn bei Rache gegen die Ex

81-Jährige und Enkel streuten böses Gerücht über die Ex-Freundin, die für einen Tag festgenommen wurden. Der Täter muss für acht Monate ins Gefängnis, seine Großmutter muss eine Geldstrafe zahlen.

Der Enkelsohn streichelte den Arm seiner Großmutter und lobte die 81-Jährige in den höchsten Tönen. „Eine bessere Oma gibt nicht“, schwärmte Thomas H. immer wieder. Er allein sei der Übeltäter. „Sie macht eben alles für mich.“ Doch: mitgegangen, mitgefangen. So kam es zu einem seltenen Fall vor Gericht: Großmutter und Enkel saßen am Dienstag gemeinsam auf der Anklagebank. Mit einer falschen Verdächtigung brachten sie die Ex-Freundin des 38-jährigen H. unter dem Verdacht der Kindstötung für eine Nacht in Haft.

Es ging um Rache. „Ich wollte meiner Ex nur eins auswischen, sie hat eine Menge Mist über mich erzählt“, sagte der Enkel vor dem Amtsgericht Tiergarten. Drei Jahre waren H. und die 37-Jährige ein Paar, bevor sie sich im Streit trennten. Als H. dann wegen Diebstahls in Haft saß, wuchs sein Groll. Berichte über ein in einer Babyklappe in Neukölln tot aufgefundenen Säuglings hätten ihn dann auf die „blöde Idee“ gebracht, den Fall seiner Ex anzudichten, gab H. zu.

Bei der Polizei ging im Januar 2016 ein anonymes Schreiben ein, in dem die ehemalige Freundin von H. namentlich als angebliche Mutter des toten Babys genannt wurde. Sie habe dem Verfasser des Briefes anvertraut, dass sie das Kind abgelegt habe. „Weil sie es nicht haben wollte.“ Die Frau sei drogenabhängig, neige zu Wutausbrüchen.

Die Beschuldigte wurden festgenommen

Alles gelogen. Doch die Angaben waren detailreich und klangen glaubwürdig. Am 21. Januar 2016 wurde die falsch Beschuldigte tatsächlich festgenommen. Für eine Nacht saß sie im Polizeigewahrsam. Weitere Ermittlungen ergaben dann eindeutig: Mit dem Fall des toten Säuglings hatte die Frau nichts zu tun.

„Ich habe Oma gebeten, mir zu helfen", sagte Thomas H. jetzt. „Ich bin ihr Lieblingsenkel.“ Gertrud M. habe für ihn, der wegen seiner Drogensucht oft Mist gebaut habe, viele Dinge ausgebügelt. Dass der Brief solche Kreise ziehen und sogar zur Festnahme führen würde, habe er nicht erwartet. Gertrud M. sagte, sie sei zwar gegen die Rache-Aktion gewesen. Aber der Enkel habe so gebettelt. Und gemocht habe sie seine Ex nicht. „Da habe ich den Brief abgetippt und abgeschickt.“

Schuldig der falschen Verdächtigung und der Freiheitsberaubung, urteilte das Gericht. 1800 Euro Strafe muss die Großmutter zahlen. Der Enkelsohn mit etwa 30 Vorstrafen erhielt acht Monate Gefängnis.

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