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Berlin: An Bundestagsmöbeln verhoben

Zwei Packer verscherbelten Tische und Stühle. Dafür gab’s Bewährungsstrafen

Das Chaos beim Parlamentsumzug war groß, und zwei Möbelpacker langten ordentlich zu: Sven B. und Michael S. stahlen rund 200 Möbelstücke des Bundestages. Statt die ausrangierten Drehstühle, Freischwinger oder Schreibtische in ein Spandauer Lager zu transportieren, verschleuderten sie das Mobiliar an einen Kreuzberger Trödelladen.

Vor dem Amtsgericht Tiergarten sprachen die beiden 30 und 37 Jahre alten Familienväter gestern von einem rührseligen Motiv: „Wir waren beide knapp bei Kasse, wollten unseren Kindern Weihnachtsgeschenke kaufen.“

Als Mitarbeiter einer Umzugsfirma erlaubten sich die beiden Angeklagten Ende 2002 insgesamt 14 krumme Touren.Weil überall Mobiliar herumgestanden habe, meinten die geständigen Männer. Manchmal habe auch ein Abgeordneter seinen Stuhl auf den Gang geschoben und erklärt: „Der gefällt mir nicht.“

Das Stück habe auf keiner Liste gestanden, „das haben wir dann auch verscherbelt“, gestanden die inzwischen arbeitslosen Männer. Sie hätten gehört, dass das Mobiliar verschrottet werden sollte, meinten die Angeklagten.

Die Staatsanwaltschaft ging von einem Schaden von etwa 39 000 Euro aus. Für die beiden Diebe aber fiel das illegale Zubrot dürftig aus. Sie erhielten vom Ankäufer lediglich 2100 Euro. Der Möbelhändler musste allerdings feststellen, dass seine Kunden nicht allzu erpicht auf ausrangierte Parlamentsstühle waren. Dann kam die Polizei und verdächtigte ihn der Hehlerei. Im Mai stand der Mann vor Gericht. Da bestätigten Michael S. und Sven B. als Zeugen: „Wir sagten ihm nicht, dass wir die Sachen geklaut haben.“ Der Händler wurde freigesprochen.

Gegen die beiden bislang unbestraften Diebe verhängte das Gericht nun Strafen von jeweils 18 Monaten Haft auf Bewährung. Die ehemaligen Transporteure seien „in Versuchung“ geraten, hieß es im Urteil. Der Richter bescheinigte ihnen eine Tat von „ziemlicher Dummheit“.

Kerstin Gehrke

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