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Berlin: An der Quelle

Die Zahl der Hallen-, Frei- und Sommerbäder in Berlin steigt und steigt: Im Jahr 2004 soll das erste Thermalbad in der Hauptstadt eröffnet werden. Es soll auf einem 35 Hektar großen Grundstück mitten im Entwicklungsgebiet Adlershof, der Stadt für Wissenschaft, Wirtschaft und Medien, entstehen.

Die Zahl der Hallen-, Frei- und Sommerbäder in Berlin steigt und steigt: Im Jahr 2004 soll das erste Thermalbad in der Hauptstadt eröffnet werden. Es soll auf einem 35 Hektar großen Grundstück mitten im Entwicklungsgebiet Adlershof, der Stadt für Wissenschaft, Wirtschaft und Medien, entstehen. Dies teilte Investor Uwe Deyle am Montag mit. Ob sich die neue Einrichtung wirklich rechnet, bleibt fraglich: Schließlich sprudeln in der unmittelbaren Brandenburger Nachbarschaft gleich drei ähnliche Bäder: Die Therme in Bad Saarow, die Naturtherme in Templin und die Kristalltherme in Bad Wilsnack. Berlins Bäderbetriebe (BBB) wollen in Berlins erster Therme ein neues Betreiber- und Finanzierungsmodell ausprobieren.

Zum Thema Newsticker: Aktuelle Meldungen aus Berlin und Brandenburg "Wir übernehmen den Sportbad-Bereich und zahlen dafür die Betriebskosten", erklärt Klaus Lipinsky vom BBB-Vorstand. Aus seiner Sicht hat das zwei Vorteile. Zum einen können die 25-Meter-Bahnen zu den üblichen BBB-Tarifen angeboten werden. Vor allem für Schulklassen und Vereine ein attraktives Angebot. Auf der anderen Seite wird der Landeshaushalt entlastet: Die marode BBB-Halle an der Rudower Chaussee kann abgerissen werden, wenn der öffentliche Schwimmbetrieb in einen privat finanzierten Neubau integriert worden ist. Hohe Sanierungskosten entfallen, die Betriebskosten sinken. Lipinsky hofft, dass es für das heruntergekommene Sport- und Erholungszentrum (SEZ) an der Landsberger Allee eine ähnliche Lösung gibt. Hier sollen die Besucherzahlen durch einen größtenteils privat finanzierten Umbau gesteigert werden. An der Zehlendorfer Clayallee wollen die Bäderbetriebe ähnlich vorgehen. Hier soll ein neues Bad gebaut werden. Die Verhandlungen mit einem Investor laufen. Grafik: Lageplan Adlershof Berlin liegt heute bundesweit an der Spitze, wenn man die Anzahl der Bäder in Relation zur Einwohnerzahl setzt. Zugleich ertrinken die Bäder-Betriebe fast in roten Zahlen. Viele Bäder wurden zu Zeiten errichtet, als das eigene Badezimmer noch nicht zum Wohnungsstandard gehörte. Die Folge: Rund die Hälfte der 40 Hallenbäder ist marode. Genau 200 Millionen Mark würden die Berliner Bäder Betriebe (BBB) benötigen, um alle Einrichtungen auf Vordermann zu bringen. "Eine attraktive Halle zieht auch mehr Leute an", sagt Lipinski. Das sei beispielsweise an der Schöneberger Hauptstraße zu beobachten.

Die Deyle Management GmbH geht deshalb das Adlershofer Projekt deshalb zuversichtlich an. "Bei 450 000 Besuchern jährlich rechnet sich der Betrieb", sagt Uwe Deyle. Rund vier Millionen Menschen leben im unmittelbaren Einzugsgebiet. Die Lage gilt als attraktiv: Der S-Bahnof befindet sich nur etwa 900 Meter entfernt, auch der direkte Autobahnanschluss an die im Bau befindliche BAB A 113 steht ab 2004 zur Verfügung. Im Brandenburger Umland sieht man die Entwicklung in Berlin natürlich nicht so positiv. Zurzeit arbeiten die Thermen aber wirtschaftlich, ist vom Tourismusverein zu erfahren. So sind beispielsweise in der Templiner Therme täglich genau 542 Besucher erforderlich, um die Einrichtung rentabel zu betreiben. "Die bisherige Resonanz liegt aber deutlich über diesem Wert", berichtet eine Mitarbeiterin.

Im nächsten Jahr soll der Bau der Theme an der Rudower Chaussee beginnen. Geplant sind ein Mineral- und Solebereich, eine Saunawelt, ein Fitnessclub, mehrere Restaurants, ein Familien- und Freizeitbad und ein Sportbad. Das Heilwasser kommt direkt aus einer Adlershofer Quelle. Sie wurde 400 Meter unter dem Rollfeld von Deutschlands erstem Motorflugplatz entdeckt. Normalerweise stößt man erst in 1600 Meter Tiefe auf derartige Vorkommen, weiß Diplom-Geograph Bernhard Hildebrand von der Berlin Adlershof Aufbaugesellschaft (BAAG) zu berichten. Aber in einigen Gebieten haben Salzstöcke diese Schichten nach oben gedrückt. Hildebrandt hatten vor zwei Jahren Unterlagen aus den 60er Jahren entdeckt, als in Adlershof schon einmal gebohrt wurde - damals vermutlich nach Erdöl. Inzwischen liegt eine offizielle Bohrgenehmigung vom Oberbergamt Cottbus vor. Das "Erlaubnisfeld" umfasst ein 225 Hektar großes Gebiet. Rund 60 Millionen Mark müssen in das Projekt investiert werden. Uwe Deyle macht allerdings deutlich, dass auch Zuschüsse der öffentlichen Hand nötig sind. "Wir bemühen uns um Fördergeld des Bundes für Infrastrukturmaßnahmen in den neuen Bundesländer", sagt der Geschäftsführer. Wer künftig einen ganzen Tag in der Therme verbringen möchte, muss dafür um die 27 Mark hinblättern. Skeptisch betrachten zwei Unternehmer aus Müggelheim das Vorhaben. Auch sie planen, wie berichtet, ein Erlebnisbad im Berliner Südosten. Auch sie wollen einen Heilwasserbereich anbieten, aber nicht aus der eigenen Quelle. Ansonsten sprechen sie wohl mehr das besonders sportliche Publikum an. So soll unter anderem ein großer Tauch- und Surfbereich entstehen. Der Treptow-Köpenicker Bürgermeister Klaus Ulbricht (SPD) hofft, das beide Erlebniseinrichtungen auf den Weg gebracht werden. Auf jeden Fall wollen sich beide Investoren in den nächsten Wochen an einen Tisch setzen.

Steffi Bey

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