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Anabolikahandel: Grenzübergreifende Razzia gegen Bodybuilderszene

Ermittlungsbehörden sind erstmals grenzübergreifend mit einer Großrazzia gegen den illegalen Handel mit Anabolika in der Bodybuilderszene vorgegangen.

Berlin - Insgesamt hätten unter der Leitung des Berliner Landeskriminalamtes (LKA) am Dienstagmorgen 240 Beamte 52 Objekte in mehreren Bundesländern sowie in Polen durchsucht, sagte der Leitende Kriminaldirektor beim Berliner LKA 3 für Wirtschaftskriminalität, Uwe Schmidt. Die Ermittler vollstreckten acht bereits erlassene Haftbefehle und nahmen in Berlin zwei weitere Personen vorläufig fest. Der mutmaßliche Kopf der Bande wurde in Polen dingfest gemacht.

Nach Polizeiangaben stellte Berlin mit 36 durchsuchten Objekten den Schwerpunkt der Razzia dar. In Niedersachsen wurden überwiegend in Hannover neun, in Brandenburg vier und in Rheinland-Pfalz ein Objekt mit richterlichem Beschluss durchsucht. Im Zuge der am Dienstag gewonnenen Erkenntnisse nahmen Beamte auch ein Gebäude in Schleswig-Holstein genauer unter die Lupe.

Der mutmaßliche Kopf der kriminellen Vereinigung, ein 30 Jahre alter aktiver Bodybuilder aus Deutschland, sei in einem polnischen Dorf in der Nähe von Gdansk (früher Danzig) mit Hilfe von deutschen Spezialeinsatzkräften gefasst worden, sagte der Verbindungsbeamte der polnischen Polizei in Berlin, Robert Baranski. Bei ihm hätten die Beamten 10.000 Euro in bar, selbst hergestellte Anabolika sowie Medikamentenverpackungen gefunden.

Anabolika in Berlin "gebunkert"

Insgesamt wurde nach Angaben Schmidts umfangreiches Beweismaterial sichergestellt, darunter Anabolika und Wachstumshormone in zwei "Bunkern" in Berlin. Zudem wurden 73.000 Euro Bargeld sowie sechs Autos beschlagnahmt, eines davon diente als Medikamentenversteck. Bei einer der verhafteten Führungspersonen wurde zudem eine scharfe Waffe gefunden.

Nach Angaben der Berliner Staatsanwaltschaft wird gegen die Verdächtigen unter anderem wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung und Verstoßes gegen das Arzneimittel- sowie das Betäubungsmittelgesetz ermittelt. Die Bande besteht nach Erkenntnissen der Ermittlungsbehörden seit mindestens 2003. "Wir haben eine zweistellige Zahl an Beschuldigten auf dem Aktendeckel", sagte Staatsanwalt Thorsten Cloidt.

Die Verdächtigen sollen den Angaben zufolge innerhalb der internationalen Bodybuilderszene gewerbsmäßig mit Anabolika und Wachstumshormonen gehandelt haben. Darüber hinaus führten sie nicht zugelassene Arzneimittel unter anderem aus Thailand nach Deutschland ein und verkauften sie in andere Länder weiter. Dabei seien teils erhebliche Gewinne erzielt worden, betonte Schmidt. Auch habe die Gruppe konspirativ agiert und Aussteigewillige unter Druck gesetzt.

Die Verhafteten, darunter eine Frau, stammen nach Polizeiangaben im Wesentlichen aus dem Kreis aktiver, teils international bekannter Bodybuilder. Um der kriminellen Vereinigung auf die Schliche zu kommen, hatte das Berliner LKA im November 2005 eine Ermittlungsgruppe "Anabolika" gegründet, der acht Beamte angehörten. (Mirko Hertrich und David Rollik, ddp)

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