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Nicht zum ersten Mal demonstriert die Arbeiterwohlfahrt für die Angleichung der Gehälter zum öffentlichen Dienst.

© Holger Hollemann/dpa

Angleichung der Gehälter der Freien Träger: AWO ruft zu Demonstration auf

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) protestiert gegen Gehaltsunterschiede zum öffentlichen Dienst. Am Donnerstag wird es eine Kundgebung vor dem Roten Rathaus geben.

Die Berliner Sparjahre wirken nach – nicht nur bei der Gebäudesubstanz von Polizei, Schulen und Gerichten, sondern auch bei den Gehältern der freien Träger. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) will das nicht länger hinnehmen und ruft daher für Donnerstag abermals zu einer Kundgebung vor dem Roten Rathaus und der Senatsverwaltung für Finanzen auf. Die Eltern der Kinder in rund 40 Kitas müssen mit Einschränkungen bei der Betreuung rechnen.

„Auch wenn die aktuelle Landesregierung Tarifsteigerungen berücksichtigt, so hinken wir durch die damaligen Sparmaßnahmen immer den Gehältern des öffentlichen Dienstes hinterher – eine Lücke, die immer größer wird“, sagte am Wochenende AWO-Landesgeschäftsführer Oliver Bürgel. Diese Ungleichbehandlung müsse beendet werden, sagte er dem Tagesspiegel.

Zusammen mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat die AWO daher alle Mitarbeiter sowie Nutzer ihrer Einrichtungen aufgerufen, zu demonstrieren. Um insbesondere Eltern von AWO-Kitas zu erreichen, wurden Infoblätter auf Deutsch, Englisch, Spanisch und Türkisch verteilt.

Die AWO deckt in Berlin nahezu das gesamte Spektrum an sozialen Dienstleistungen von Kinderbetreuung über Sozialstationen, Rechts-, Schuldner- und Insolvenzberatung, Fahrbaren Mittagstisch bis hin zu Schutzräumen für queere Menschen oder Betreutem Einzelwohnen ab – Angebote, die seit dem Gründungsjahr 1919 entstanden sind. Die Kundgebung hat deshalb das Motto „100 Jahre AWO – 100 Prozent TVL“.

„TVL“ steht für den Tarifvertrag der Länder, nach dem in Berlin öffentlich Bedienstete bezahlt werden. Jetzt kommt für sie noch eine Berlinzulage hinzu, wodurch sich der Abstand zu den Gehältern bei den freien Trägern nochmals vergrößert, denn ihre Zuwendungen vom Land orientieren sich noch an der Höhe früherer Tarife. Laut Bürgel verdienen AWO-Mitarbeiter aktuell „mindestens sechs Prozent weniger“ als ihre Berufskollegen im öffentlichen Dienst.

Eine "Frage des Respekts" gegenüber freien Trägern

„Das deutsche Sozialsystem sieht vor, dass freie Träger Aufgaben wie Kinderbetreuung, Beratung und Pflege übernehmen. Dann müssen wir als freie Träger auch in die Lage versetzt werden, gerechte Löhne zu zahlen“, schreibt die AWO. Schließlich sei sie nicht „das Sparschwein von Berlin“. Die Angleichung der Gehälter sei auch eine Frage des Respekts gegenüber den Trägern.

Um eine Trendwende in der Refinanzierung von Tarifverträgen zu schaffen, fordern AWO und Verdi von Senat und Abgeordnetenhaus nicht nur die „unverzügliche und vollständige Weitergabe der prozentualen Tarifsteigerungen des TVL“ sondern auch die Schaffung eines zusätzlichen Haushaltstitels, damit neue Tarifabschlüsse in selben Jahr refinanziert werden können und nicht – wie bisher üblich – erst im Folgejahr.

Damit auch die Erzieherkräfte an der Kundgebung teilnehmen können, schließen die AWO-Kitas ab 13 Uhr. Überwiegend werden aber Notbetreuungen angeboten. Einige Einrichtungen wie die Kitas des Kreisverbands Spree-Wuhle schließen komplett.

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