zum Hauptinhalt

Berlin: Angst um die Angehörigen Offenbar keine Berliner Muslime unter den Opfern in Mekka

Die Gewissheit wächst: Unter den 251 Opfern, die am Sonntag im saudi-arabischen Mina nahe Mekka zu Tode getrampelt wurden, sind offenbar keine Berliner Pilger. „Alle sind wohlauf“, sagte am Montag Hüseyin Midik in Mekka.

Die Gewissheit wächst: Unter den 251 Opfern, die am Sonntag im saudi-arabischen Mina nahe Mekka zu Tode getrampelt wurden, sind offenbar keine Berliner Pilger. „Alle sind wohlauf“, sagte am Montag Hüseyin Midik in Mekka. Der Neuköllner ist einer der Organisatoren der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) in der Wiener Straße in Kreuzberg, die die Hadsch-Reise in diesem Jahr für 230 Gemeindemitglieder veranstaltet. Die Zahl der organisierten Pilger aus Berlin wird auf ungefähr 700 geschätzt. In knapp einer Woche wollen sie wieder zurück in Berlin sein.

Viele Pilger hätten von selbst die Angehörigen angerufen, um ihnen mitzuteilen, dass es ihnen gut gehe. Aber auch zahlreiche Familienmitglieder aus Berlin, wie zum Beispiel Midiks Eltern, hätten sich im DITIB-Büro in Mekka oder im Hotel erkundigt. „Eine perfekte Organisation ist wichtig, um die Leute wieder gesund zurückzubringen. Ich weiß mindestens zu 90 Prozent, wo meine Leute gerade sind und was sie machen“, sagte Hüseyin Midik.

Der 36-jährige Wirtschaftswissenschaftler beteiligt sich auch selbst an allen Ritualen, um nach der jedem Muslim einmal im Leben empfohlenen Mekka-Reise die Bezeichnung „Hadschi“ (Hadschgereister) tragen zu dürfen. „Wir haben von dem Vorfall aus dem türkischen Satelliten-Fernsehen erfahren“, sagte er gestern. Er habe gehört, dass unter den Opfern etliche Iraner seien. Die Agenturen melden hingegen, besonders Moslems aus Indien und Pakistan seien betroffen. „Die Stimmung ist sehr gedrückt, aber das Leben hier in Mekka geht eben weiter.“ Schließlich begann am Sonntag das mehrtägige Opferfest, das traditionell mit dem Schächten eines Schafes und gemeinsamen Mahlzeiten eingeleitet wird.

„Im Moment sind meine Leute im Hotel oder gehen in der Stadt bummeln“, sagte Midik. Es sei ja nicht überall so voll, wie es im Fernsehen gezeigt werde. Nur während der höchsten Rituale, wie zum Beispiel während der Umkreisung der schwarz verhüllten Kaaba oder der Steinigung des Teufels am Sonntag, entstünden große Menschenmassen.

Genauso wie die Türkisch-Islamische Union (DITIB) in Kreuzberg arbeiten auch die anderen Institutionen. Dazu zählen die islamistische Organisation Milli Görüs und einige Berliner Moschee-Gemeinschaften, die die immerhin 2000 bis 3000 Euro teure Reise alljährlich von Berlin aus anbieten. Auch aus dem Büro von Milli Görüs in Mekka kam gestern Entwarnung. „Unsere Leute sind alle wohlauf“, hieß es. Miteinander gesprochen haben die Aktiven von DITIB und Milli Görüs übrigens nicht. Beiden Organisationen reichte es, über Dritte zu erfahren, dass es keine Opfer aus Berlin gibt.

Suzan Gülfirat

Zur Startseite