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Die Hand eines zwei Wochen alten Säuglings liegt in der Hand einer Frau (Symbolbild).

© Sebastian Gollnow/dpa

Anonyme Geburten in Berlin: Mindestens 60 Babys kamen „vertraulich“ zur Welt

Verzweifelte Mütter können ihre Kinder seit 2014 „vertraulich“ zur Welt bringen. Babyklappen sollen dadurch überflüssig werden, sind es aber noch nicht.

In Berlin sind bis Ende 2021 60 Babys bei so genannten vertraulichen Geburten auf die Welt gekommen. Das geht aus Zahlen der Senatsverwaltung für Gesundheit ab 2014 hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Die Zahl der anonymen Geburten lag in dem Zeitraum bei 29, in Babyklappen wurden 42 Säuglinge abgelegt. 

„Das Angebot der vertraulichen Geburt spricht sich immer mehr herum. Inzwischen legen auch viele Krankenhäuser den Müttern diese Möglichkeit als Alternative zur anonymen Geburt nahe“, berichtet Regina Ruhm vom Adoptionsdienst Berlin.

Vertrauliche Geburten sind in Deutschland seit 2014 möglich. Das Angebot soll verzweifelte Mütter und ihre Kinder gleichermaßen schützen: Während der Schwangerschaft und Geburt können die Mütter auf eine medizinische Versorgung zählen. Und die Anonymität der Frauen bleibt weitgehend gewahrt. Sie können unter einem Pseudonym gebären.

Die Daten der Mütter werden beim Bundesamt für Familie hinterlegt. Nach ihrem 16. Geburtstag haben die Kinder dann das Recht, den Namen der leiblichen Mutter zu erfahren. Diese kann aber auch dauerhaft anonym bleiben, wenn andernfalls ihr Leben oder ihre persönliche Freiheit bedroht ist.

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Für die Krankenhäuser bestehe ein Vorteil darin, dass der Bund die Kosten für die Geburt übernehme. Dies sei bei gänzlich anonymen Geburten nicht der Fall, erklärt Ruhm. Auch eine medizinische Begleitung in der Schwangerschaft sei möglich, da auch hier die Kosten übernommen werden. „Die vertrauliche Geburt ist die einzig legale Form, ein Kind anonym zur Welt zu bringen“, betont die Adoptionsvermittlerin. Babyklappen und anonyme Geburten seien nicht legal und würden lediglich geduldet. 

Der Adoptionsdienst Berlin ist ein Gemeinschaftsprojekt von Diakonie und Caritas und ist neben der Adoptionsvermittlungsstelle der Senatsverwaltung für Familie für die Vermittlung der Kinder zuständig. 

Der Deutsche Ethikrat hatte die Möglichkeit einer vertraulichen Geburt bereits 2009 vorgeschlagen - auch in der Hoffnung, dass Babyklappen auf lange Sicht abgeschafft werden können. Sie existieren aber nach wie vor. In Berlin gibt es sie an fünf Krankenhäusern: St. Joseph in Tempelhof, Waldfriede in Zehlendorf, Vivantes in Hellersdorf und Neukölln, Waldkrankenhaus in Spandau. Im vergangenen Jahr wurden dort insgesamt fünf Babys abgelegt. (dpa) 

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