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Berlin: Anrührender Moment

Nicht die Prominenzen, Exzellenzen und sonstige Gäste waren die Attraktion des Empfangs zum ungarischen Nationalfeiertag jedenfalls nicht in erster Linie. Es war der kleine, weißhaarige Herr, den Botschafter Gergely Pröhle auf das Podium bat.

Nicht die Prominenzen, Exzellenzen und sonstige Gäste waren die Attraktion des Empfangs zum ungarischen Nationalfeiertag jedenfalls nicht in erster Linie. Es war der kleine, weißhaarige Herr, den Botschafter Gergely Pröhle auf das Podium bat. Die Zeugnisse, die die ungewöhnliche Geste erklärten, hingen an der Wand: eine Genehmigung zur Einreise, das Bild eines Volkswagen, ein alter Zeitungsbericht. Karl-Heinz Wedekind hatte vor sechsundvierzig Jahren auf eigene Faust Medikamente nach Budapest gebracht, um den kämpfenden Ungarn zu helfen. Ein anrührender Moment, aber mit viel tieferer Bedeutung: Die Revolution ist für die geschichtsbewussten Ungarn der Bezugspunkt ihres neuen, nach-kommunistischen Staates, der Tag ihres Ausbruchs, der 23. Oktober 1956, seit 1990 der Nationalfeiertag. Die Ehrung des Hamburger Kaufmanns sollte, so Pröhle, den Dank für die Solidarität ausdrücken, die Ungarn erfahren hat - damals und danach, als viele Ungarn ihr Land verlassen mussten und auch in Deutschland eine neue Heimat fanden. Das Abspielen der berühmten Ansprache Imre Naghs, des damaligen Ministerpräsidenten, an die Völker der Welt trug ein übriges dazu bei, den historischen Hintergrund des Tages zu verdeutlichen. Der ein Tag der Freiheit ist, also der Freude, wie Pröhle sagte, den man fröhlich begehen solle. Was sich seine mehr als neunhundert Gäste nicht zweimal sagen ließen - und was ihnen die Ungarn mit einem opulenten Büfett zur Feier des Tages auch leicht machten.Rdh.

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