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Berlin: Anruf aus Hollywood

Reese Witherspoon erfuhr gestern in Berlin von ihrer Oscar-Nominierung Ihre Kollegin Emma Thompson hat schon zwei der Trophäen im Schrank

Gerade ist durchgesickert, dass Reese Witherspoon draußen im Kalten steht und telefoniert. Gibt sie vielleicht schon CNN ein Interview zu ihrer Oscar-Nominierung? Auch die ist durchgesickert zu denen, die drinnen, im Konferenzsaal des Regent-Hotels am Gendarmenmarkt, auf die Schauspielerin warten. Ja, sie hat es geschafft, wurde für die Rolle von Johnny Cashs Frau June Carter in James Mangolds Film „Walk The Line“ nominiert. So wurde es gegen 14.30 Uhr hiesiger Zeit in Hollywood verkündet.

Ein fast perfektes Timing des deutschen Verleihs. Klar, dass bei der dann stattfindenden Pressekonferenz erst mal alle, die sich zu Wort melden, gratulieren. Reese Witherspoon nimmt es mit Strahlen, souverän, als hätte es nicht anders sein können. Nein, sie wird gewiss nicht, wie einst Gwyneth Paltrow, in Tränen ausbrechen, sollte sie am 5. März tatsächlich die begehrte Goldfigur in Empfang nehmen. Aber die Ehrung gleich weiterzureichen, voller Dankbarkeit für das tolle Team, das diesen Film ermöglicht habe, das macht sie schon sehr professionell. Aufregend sei die Nominierung für sie, nein, noch habe sie mit niemandem aus ihrer Familie darüber sprechen können. Der Anruf aus Hollywood kam, als sie gerade ein Nickerchen machte, man habe sie wecken müssen, sagt sie.

29 Jahre ist Reese Witherspoon alt, vor langer Zeit hätte sie sogar auf Deutsch antworten können, wuchs sie doch in Wiesbaden auf, wo ihr Vater bei der Air Force stationiert war. Lange haben sie und der ebenfalls nominierte Joaquin Phoenix – er stellte den Film im Dezember in Berlin vor – sich auf ihre Rollen vorbereitet. Und das Singen? Das hat sie sich ebenfalls in langem Training angeeignet, zwei Stunden mindestens pro Tag, sechs Monate lang. Das liege aber schon wieder eine ganze Weile zurück, daher wird die Bitte, hier doch mal etwas zum Besten gegeben, scherzhaft aber entschieden abgeschlagen.

Da ging es am Vormittag bei Emma Thompson und Colin Firth im Adlon geruhsamer zu. Ein Interview nach dem anderen, routiniert durchgezogen, Auskunft zu ihrem Film „Eine zauberhafte Nanny“, der am Montag im Cinestar in einer Vorstellung für Kinder gefeiert worden war. Ihre beiden Oscars? Nein, sie haben das Leben von Emma Thompson nicht sehr verändert. Man bekomme mehr Chancen, eine größere Auswahl an Rollen, das schon. Aber wenn man nicht wolle, dass sich das Leben ändere, ändert es sich eben nicht.

Der ständige Wechsel von Komödie und Tragödie – das macht für Emma Thompson, die die Titelrolle spielt und auch das Drehbuch geschrieben hat, das Besondere des Films aus. Gerade noch Tortenschlacht, und dann muss der Vater den Kindern mitteilen, dass die Familie möglicherweise zerfallen werde. Und im Grunde habe der Film viel von einem Western: eine Gemeinschaft im Chaos, ein Fremder erscheine, und durch dieses neue Element komme alles in Ordnung. Aber der Fremde müsse danach wieder verschwinden oder sterben – was Nanny McPhee, dem märchenhaften Kindermädchen, erspart bleibt. Sie geht nur wieder, als alles geregelt ist, viel hübscher, als sie die Szene betreten hat, ohne Warzen, ohne Knollennase, ohne hervorstehenden Schneidezahn. Auch das ist ja für Emma Thompson das Thema: „Die Wahrnehmung eines Menschen verändert sich durch die Macht der Liebe“. Geliebte Menschen sind eben schön.

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