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Berlin: Anschläge von New York: Terrorpilot Atta betreute Studenten in Berlin

Einer der Terrorpiloten, die am 11. September zwei Flugzeuge ins New Yorker World Trade Center gesteuert haben, hat sich zweimal in Berlin aufgehalten.

Von Frank Jansen

Einer der Terrorpiloten, die am 11. September zwei Flugzeuge ins New Yorker World Trade Center gesteuert haben, hat sich zweimal in Berlin aufgehalten. Mohamed Atta nahm 1996 und 1997 im Jagdschloß Glienicke an Seminaren der Carl Duisberg Gesellschaft (CDG) teil. Mitarbeiter der CDG berichteten dem Tagesspiegel, die Nachricht habe sie "geschockt". Der Islamist war Tutor in einer Programmreihe der CDG, die sich unter anderem mit Entwicklungsprojekten in Afrika befasst. Weitere Erkenntnisse über Aktivitäten Attas in Berlin seien bislang nicht bekannt, heißt es bei den Sicherheitsbehörden. Das gilt offenbar auch für einen Aufenthalt des Terroristen im brandenburgischen Altenhof (am Werbellinsee) im Mai 1995.

Zum Thema Online Spezial: Terror und die Folgen Schwerpunkt: US-Gegenschlag, Nato und Bündnisfall Schwerpunkt: Osama Bin Laden Schwerpunkt: Afghanistan Schwerpunkt: Islam & Fundamentalismus Schwerpunkt: Innere Sicherheit Chronologie: Terroranschläge in den USA und die Folgen Fotostrecke: Bilder des US-Gegenschlags Vom 12. bis zum 15. Dezember 1996 und nochmal vom 29. Januar bis zum 2. Februar befand sich Atta in der Internationalen Begegnungsstätte "Jagdschloß Glienicke" in Wannsee. Zuletzt betreute er als Tutor Studenten, die sich auf Studien in Nordafrika vorbereiteten. "Er war unauffällig und sehr zurückhaltend", sagt Anna Wendler, die Atta auch bei Seminaren außerhalb Berlins getroffen hat. Die 57-Jährige managt zahlreiche Veranstaltungen der Carl Duisberg Gesellschaft. Wendler fiel nur auf, dass Atta weder alkoholische Getränke zu sich nahm noch bei den Partys zum Abschluss der Seminare mitfeiern wollte. Atta habe "verkniffen" gewirkt, sagt die Sachbearbeiterin.

Sie hat den Ägypter bei insgesamt acht Seminaren erlebt, "da war er jedesmal sehr distanziert - wahrscheinlich, weil ich eine Frau bin", vermutet Wendler. Doch sie habe Atta gemocht. "Mein Bild von ihm passt mit den Anschlägen nicht zusammen", sagt die Frau, die immer noch erschüttert wirkt. Nur mühsam habe sie den Schock überwunden, mit einem doppelgesichtigen Menschen gearbeitet zu haben. "Das war wie bei einem dieser Familienväter, die plötzlich als Sexualstraftäter entlarvt werden."

Atta trat in den Seminaren als "Mohamed El-Amir" auf. Eine krakelige Unterschrift steht unter einem Lebenslauf, der sich in den Akten der CDG befindet. Der vollständige Name des Ägypters lautet jedoch Mohamed El-Amir al Sajjid Atta. Ob der Islamist die CDG täuschen wollte, ist unklar.

Ingesamt vier Jahre hatte Atta mit der Carl Duisberg Gesellschaft zu tun. 1994 bewarb er sich als Student der Technischen Universität Hamburg-Harburg mit dem Projektvorschlag "Stadt- und verkehrsplanerische Untersuchung zur Bestandserhaltung in der Altstadt von Kairo". Die CDG akzeptierte, anschließend nahm Atta ab Januar 1995 an Seminaren in Benediktbeuern (Bayern), Bad Bevensen (Niedersachsen), in Altenhof und in Oer-Erkenschwick (Nordrhein-Westfalen) teil. Danach erhielt Atta unter Hinweis auf seine Kenntnisse über Nordafrika einen Honorarvertrag als Tutor. Es folgten die zwei Seminare in Berlin und bis 1998 drei weitere in Thüringen, Baden-Württemberg und zuletzt wieder in Oer-Erkenschwick. Diesmal bot Atta eine "Arbeitsgruppe Islam" an - und verschleierte dennoch seine islamistische Gesinnung. Ob er bei den Seminaren Gefolgsleute anwarb, bleibt offen.

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